Der Dolomitenradweg führt über 60 km von Toblach über Cortina d’Ampezzo nach Calalzo di Cadore. Er durchquert den Naturpark 3 Zinnen, der zum UNESCO-Welterbe der Dolomiten gehört. Ein gut markierter, landschaftlich reizvoller Radweg, oft auf alten Bahntrassen. Meist asphaltiert, manchmal nicht, aber immer bequem zu befahren.

Du kannst aus dem Dolomitenradweg eine grössere Radtour von ca. 300 km machen, indem du bereits am Brenner startest und bis nach Bassano del Grappa in der Po-Ebene fährst. Oder du machst eine Rundtour von 400 km, die über Belluno, Trento und Bozen zurück nach Norden führt. Beide Varianten findest du auch in diesem Artikel beschrieben – mit Karten und gpx-Daten.

Führer und Print-Karten zum Dolomitenradweg

Wer es lieber papierig hat, bekommt noch etwas mehr als “nur” den Dolomitenradweg, sondern eher gleich das ganze Südtirol. Die deutschsprachige Literatur ist zu diesem Thema extrem schmal. Darum nur diese beiden Vorschläge*:

Der altbekannte Bikeline-Führer. Detaillierte Karten.

Hier hats noch etwas mehr Text, auch zur Reisevorbereitung.

Anreise vom Brenner nach Toblach

Ich selber fahre die Route Mitte Juni ab Innsbruck. Also erst einmal über den Brenner, dann so:

Wipptal-Radweg: Brenner – Vipiteno (Sterzing) – Franzensfeste

Pustertal-Radweg: Franzensfeste – Bruneck – Toblach

(Erst dann: Dolomiten-Radweg: Toblach – Cortina – Calalzo di Cadore)

So sieht das auf der Karte aus:

Höhenprofil Brenner-Toblach
Karte Brenner-Toblach

Wipptal-Radweg vom Brenner nach Franzensfeste

Vom Brenner über Vipiteno nach Franzensfeste über den Wipptal-Radweg. Ein sehr gemütlicher Einstieg. Du fährst dem ehemaligen Bahntrasse entlang. Ab und zu triffst du noch ein altes Eisenbahnsignal in der Wiese an. Hier kannst du es einfach rollen lassen und geniessen bis Vipiteno (=Sterzing).

Wipptal-Radweg vom Brenner nach Aicha
Wipptal-Radweg Brenner-Aicha
Radweg Wipptal Brenner-Aicha
Kirche und Altstadt von Vipiteno (dt. Sterzing)

Zwischendurch bieten sich friedvolle Rastplätze an.

Im Wipptal bei Stilfes

An diesem Ort fährt zum ersten Mal ein lustiges Wesen auf einem bepackten Klapprad an mir vorbei. Ich treffe sie später nochmals an, und wir verstehen uns gleich hervorragend: Josephine aus England (wie auch ihr Fahrrad) ist ein Unikum.

Josephine reist mit ihrem Klapprad
Cafe Stampfl Mühlbach
Josephine mit ihrem Klapprad
Café in Mühlbach am Pustertal-Radweg

Pustertal-Radweg

Wenn du vom Brenner kommst und dem Wipptal gefolgt bist, kommst du bei Franzenfeste auf den Pustertal-Radweg, der dich nach Toblach bringt.

Wie du auf dem Höhenprofil sehen kannst, geht es talaufwärts. Bis Bruneck folgt der Radweg dem Fluss Rienz, hier ist es nicht steil, und auch die Bahn ist immer in der Nähe.

Ich übernachte auf dem Camping Ansitz Wildberg in St Lorenzen (San Lorenzo di Sebato) kurz vor Bruneck. Ein hübscher, freundlicher Platz mit Bauernhof-Atmosphäre. Du kannst hier auch eine Wohnung mieten*, wenn du etwas länger bleiben möchtest oder dich gerade eine Regenphase plagt.

Camping Wildberg St. Lorenzen
St. Lorenzen
Hühner und Fahrrad Camping Wildberg St. Lorenzen

An Bruneck schramme ich nur so vorbei, mache ein Foto in der Altstadt, aber mehr bekomme ich von diesem offenbar bekannten Ferienort nicht mit.

Bruneck im Pustertal

Ab Bruneck gehts etwas ernsthafter aufwärts, aber immer gut machbar. Ein paar Stücke dieser Strecke sind nicht asphaltiert, und oft fährst du auf Nebenstrassen, Feld- und Waldwegen. Super markiert, einfach zu bewältigen.

Start des Dolomitenradwegs

Der Dolomitenradweg (ciclabile delle Dolomiti) startet also in Toblach.

Auf den ersten 15 km gehts erst mal 300 Meter hoch zum höchsten Punkt dieses Radwegs, zum Pass Im Gemärk (Passo Cimabanche) auf 1530 Metern.

Aber vorher gibts noch ein ganz famoses Highlight: der Toblacher See.

Toblachersee
Wald und See am Dolomitenradweg
Dolomiten-Radweg am Toblacher See

Ab dem Toblacher See fährst du vorwiegend auf Naturstrasse, also kein Asphalt.

Bald mal könntest du meinen, in der Wüste gelandet zu sein (ja, jetzt mal abgesehen von all den Bäumen):

Wüstenartiges Gelände auf dem Passo Cimabanche auf 1530 Metern

Orientierung auf der Passhöhe. Für die Italiener beginnt der Dolomitenradweg erst hier, auf dem Passo di Cimabanche. Und heisst zudem “der lange Weg der Dolomiten” (Lunga via delle Dolomiti).

Wegweiser Dolomitenradweg

Auf dem Pass endet dann auch das Südtirol, und der Weg verläuft weiter in der Region Venetien. Ab hier ist aber wirklich Italienisch gefragt, fertig mit Deutsch!

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Falls dein Italienisch noch etwas zaghaft bis gar nicht existent ist, pimpe es doch mit einer Jicki Sprachdusche auf. Das geht fast mühelos – und schon bald kannst du in der Bar mitpalavern 😉

Wenn du die Sprachhürde genommen hast, gehts – wie üblich nach einem Pass – abwärts. Jetzt wirds landschaftlich spektakulär, weil du in den Naturpark Drei Zinnen und das UNESCO-Welterbe der Dolomiten einfährst. Der Radweg verläuft zwischen Wiesen und Waldabschnitten, und immer wieder mal siehst du einzelne Spitzen der Dolomiten-Gipfel.

Dolomiten-Radweg mit bepacktem Velo im Wald
Drei Zinnen über dem Dolomiten-Radweg
Wald am Dolomiten-Radweg

Cortina d’Ampezzo

Vom Pass aus sind es nur 13 km bis nach Cortina d’Ampezzo, das auf Deutsch übrigens Hayden heisst und zumindest auf meinem Navi nur so zu finden ist.

Der Ort ist superschön gelegen und offensichtlich dem Luxus zugeneigt. Zum Glück gibts mehrere Campingplätze, so dass eine günstige Übernachtung auch hier möglich ist.

Impressionen aus Cortina d’Ampezzo (Hayden):

Cortina d'Ampezzo oder Hayden
Hauptgasse in Cortina d'Ampezzo
Abendstimmung in Cortina
Am Dolomitenradweg in Cortina d'Ampezzo

Südteil des Dolomitenradwegs

Ab Cortina d’Ampezzo südwärts findest du den Radweg praktisch durchgehend asphaltiert. Hier siehst du noch gut, dass du auf einer ehemaligen Eisenbahnlinie fährst: Tunnels, Signale, Brücken, hohe Mauern und natürlich die alten Bahnhofsgebäude.

San Vito di Cadore am Dolomitenradweg

Der Weg ist auch bei Gruppen beliebt:

Radfahrer-Gruppe auf dem Dolomiten-Radweg

Weil dieser Abschnitt so leicht zu befahren ist, immer abwärts, sind die knapp 35 km von Cortina bis Calalzo di Cadore rasch abgespult. Hier endet der Dolomitenradweg.

Weiterfahren kannst du natürlich trotzdem 🙂

Anschlusstouren

In Calalzo muss nicht unbedingt Schluss sein mit deiner Tour, auch wenn der Dolomitenradweg hier endet.

2 Varianten, wie du weiterfahren kannst:

  1. Du machst eine Rundtour, die zurück nach Toblach führt – oder wo du eben gestartet bist (400 km).
  2. Ich selber fahre weiter südwestwärts, um in Bassano del Grappa in der Po-Ebene anzukommen.

Zuerst zur Rundtour:

Rundtour von Toblach nach Toblach

Natürlich musst du die Rundtour nicht zwingend in Toblach beginnen, sondern kannst irgendeinen Ort auf dieser Runde auswählen.

Auf dem Höhenprofil weiter unten siehst du, dass du es auf dieser Runde mit grossen Höhenunterschieden zu tun bekommst. Idealerweise bist du fit genug oder hast ein E-Bike.

Nach Calalzo fährst du über Belluno und Feltre weiter.

Ab San Vito fährst du auf dem Brenta-Radweg das Valsugana hoch bis zum Caldonazzo-See.

Von dort steil hinunter nach Trento, wo du auf den Etsch-Radweg nach Bozen triffst.

Hier kannst du das auf einer Übersicht des Brenta-Radwegs erkennen:

Wegweiser Brenta-Radweg

Von Bozen bis Brixen fährst du auf dem Eisacktal-Radweg. Hier gibts auch Züge, die Mensch und Rad mitnehmen.

In Brixen kommst du wieder auf den Wipptal-Radweg oder kannst wieder ins Pustertal fahren.

Und so schliesst sich der Kreis.

Höhenprofil Rundtour Toblach
Rundtour Toblach

Calalzo – Belluno – Feltre – Bassano del Grappa

Ab Calalzo kannst du weiter in Richtung Südwesten fahren, über Belluno und Feltre, und schliesslich kommst du bei Bassano del Grappa in der Po-Ebene an. So sieht das auf der Karte aus:

Karte Calalzo - Bassano del Grappa

Hier die etwas genauere Wegbeschreibung mit Fotos von Calalzo nach Bassano del Grappa:

Am Ende des Dolomitenradwegs in Calalzo angekommen, übernachte ich erst mal auf einem Campingplatz am gestauten Fluss Piave, am Lago di Cadore.

Auf dem Camping tummelte sich die gesamte Kitesurfer-Welt.

Kite-Surfer am Campingplatz
Abendstimmung am Lago di Centro Cadore

Belluno und Feltre sind am nächsten Tag relativ leicht erreicht, weil es stets abwärts geht.

Fährst du nach Navi, wirst du auf hübsche Nebenstrassen geführt, machst ein bisschen zickzack und triffst auch immer wieder auf die Hauptstrasse. Der Weg ist leicht zu finden.

Ich bin am Sonntag über Mittag unterwegs – da ist bekanntlich ganz Italien am Familien-Pranzo (Mittagessen). Darum fahre ich fast alleine auf der Strasse. Wie es werktags auf dieser Strecke ist, weiss ich darum nicht. Dem Navi zu folgen dürfte sich hier lohnen.

Belluno selber gefällt mir ausserordentlich gut. Ich bin total unvorbereitet, weiss nur, dass ich hier in der Hauptstadt der Provinz Belluno angekommen bin. Prächtige Häuser, eine Piazza Duomo mit Kathedrale und Rathaus (Palazzo dei Rettori) gleich gegenüber, hübsche Cafés. Doch, hier könnte ich glatt bleiben. Aber es ist erst kurz nach Mittag, weiter gehts.

Rathaus von Belluno
Belluno Altstadt

Vor Feltre gehts dann nochmals lustig auf und ab. Hügelig, nicht bergig, leicht zu machen. Vor Feltre werde ich angehalten, umgeleitet, lustig beklatscht, bis ich merke, dass hier ein Fahrradrennen im Gange sein muss. Und tatsächlich: der Ort ist voll mit Radfahrern.

Feltre wäre echt hübsch, aber in dieser Menschenmenge kann ich mich nicht so wirklich gut bewegen, darum gehts gleich weiter.

Radrennen in Feltre

Jetzt wirds landschaftlich wieder spannender. Die weitere Fahrt dem Piave entlang führt durch ein enges Tal, schrammt am Lago di Corlo vorbei. Hier übernachte ich auf dem Camping Gajole im Ort Arsiè.

Am nächsten Morgen gehts dann durch dieses enge Tal. Das ist manchmal ein bisschen unheimlich und zugleich spektakulär. Zwei Rennfahrer schnaufen mir schon entgegen, als ich durch die frische Morgenluft talwärts sause.

Zwischen Lago di Corlo und Cismon del Grappa
Zwischen Lago di Corlo und Cismon del Grappa

Nach dem arg düsteren und zwischen Steilwänden eingeklemmten Ort Cismon del Grappa wirds wieder offener. Hier fliesst der Fluss Piave in die Brenta, und hier liesse sich formidabel dem Brenta-Radweg folgen, wäre er denn offen. Scheints ist eine Brücke defekt, und ich muss auf der Strasse weiter. Diese letzten 25 km spule ich aber mit Leichtigkeit ab.

Und dann kommts: Bassano del Grappa!

Brücke von Bassano del Grappa in der Po-Ebene

In Bassano del Grappa verliebe ich mich, noch bevor ich richtig angekommen bin. Mehr Bilder dazu, findest du im Artikel Radfahren in der Po-Ebene.

Weiter ab Bassano del Grappa

Ab Bassano del Grappa fahre ich weiter südwärts, durch die Po-Ebene, vorbei an dem hübschen Cittadelle, nach Padua, Ferrara und Bologna. Von da aus gehts über den Apennin in die Toskana, aber das ist eine andere Geschichte.

Dir wünsche ich viel Vergnügen beim Planen und Vorfreuen auf deine nächste Tour!

Wenn du dir bei der Planung Unterstützung wünschst, dann schnapp dir gleich eine Miss Move-Radreise-Beratung.