E-Bike-Tour Schweiz-Venedig – das ist ein Gastartikel von Philippe Guignard. Die Infos über Philippe findest du am Ende des Beitrags.
Die in diesem Artikel mit * gekennzeichneten Links sind Partnerlinks.
Am 6. Juni 2022 starteten wir unsere E-Bike-Tour von der Schweiz nach Venedig. Wir waren zu viert: meine Frau und ich und ein befreundetes Paar.
Warum Venedig und nicht Genua, wie anfangs geplant, aufgrund des Reiseberichts von Miss Move? Venedig, weil es nach der Pandemie noch wenige Besucher hatte. Gerade so wichtig war uns aber die Rückreise ohne komplizierten Fahrradtransport. Tatsächlich konnten wir schon im April 4 Velostandplätze direkt nach Zürich reservieren, ganz ohne Umsteigen.
Aber jetzt der Reihe nach…

Karte und GPS-Daten
Mit Klick auf das Bild, öffnet sich die Route in Naviki. Die GPS-Daten kannst du dir hier herunterladen.
Bitte beachte, dass die Route am Computer erstellt ist und von der tatsächlich gefahrenen Route abweichen kann.
Übersicht über Route, Etappen und Unterkünfte
Die Route von Aarau bis Bellinzona ist gut ausgeschildert und verläuft auf guten Velowegen. Wir wählten den Weg über den Heitersberg an das linke Zürichsee-Ufer.
Landschaftlich sehr schön ist die Rheinroute und die San Bernardino-Passroute (= Graubünden-Route).
Ab Como mussten wir uns vermehrt auf das Garmin und die Karten verlassen. Echt mühsam sind die grossen Autobahnkreuze in Italien, um die herum man leicht die Orientierung verlieren kann.
Routenplan
Hier ist eine Übersicht über die Etappen und die einzelnen Übernachtungsorte:
Aarau – Thusis
Wir fahren in Aarau los, über den Heitersberg, entlang dem linken Zürichsee-Ufer und dem Walensee und biegen schliesslich bei Sargans in die Rheinroute ein. Ab Chur nehmen wir die Graubünden-Route bis nach Thusis.
Schön und erholsam gehts dem Rhein entlang, ohne wesentliche Steigungen in landschaftlich schöner Umgebung:

Durch die Via Mala-Schlucht
Ab Thusis sind wir froh um unsere E-Bikes.
Stetige Steigung auf sehr schönen und guten Velowegen erwartet uns bis Splügen. Eigentlich wäre die Überquerung des Splügenpass unser Wunsch gewesen.
Da wir alles vorgebucht haben, würden wir bei einer allfälligen Schliessung des Passes keinen Anschluss an die vorgebuchte Route finden. Darum wählen wir die San Bernardino-Route – und bereuen es nicht. Diese Strecke ist immer offen, und auch ein Transport der Fahrräder mit dem Postauto wäre notfalls möglich.
Mit dem Fahrrad durchfahren wir die wildromantische Via Mala-Schlucht. Alles sehr beeindruckend. Die mehreren hundert Treppenstufen in die Schlucht hinein, ersparen wir uns jedoch…

Über den San Bernardino
Die Strecke über den San Bernardino-Pass (2066 m) ist angenehm zu fahren mit unseren E-Bikes. Die Steigungen sind nie über 8%, und es herrscht kaum Verkehr.
Die Abfahrt nach Bellinzona ist aussergewöhnlich schön und auch verkehrsarm.
Am nächsten Tag geniessen wir, nach dem mühsamen, leider verkehrsreichen und langweiligen Monte Ceneri, die Weiterfahrt dem Luganersee entlang, über das malerische, aber auch sehr touristische Morcote, nach Como.

Nach Milano
Ab Como nehmen die Steigungen ab, es wird flacher und wärmer. Über Monza erreichen wir das Zentrum von Milano, wobei die vielen grossen Autobahnkreuze navigationstechnisch eine Herausforderung sind.
Mit dem eigenen Fahrrad über die Piazza del Duomo zu fahren, ist aber schon ein erhebendes Gefühl!

Bei Piacenza auf den Po-Radweg
Wir verlassen Milano so direkt wie möglich und sind erstaunt, dass wir nach kurzer Zeit wieder in der Natur sind. Bald stossen wir auf den Po.
Etwa 20 km vor Piacenza sollte eine private Fähre Pilger des Jakobwegs oder auch müde Velofahrer, nach Piacenza bringen. Die Fähre fährt jedoch sehr unregelmässig und der Zugang zur Landestelle ist für schwerbeladende Fahrräder etwas halsbrecherisch. Wir entscheiden uns zur Weiterfahrt.

Geheimtipp Pomponesco
Dort, wo es niemand erwartet, findet man häufig die schönsten Orte. So geschehen im historischen Albergo Trattoria Il Leone* in Pomponesco, das uns mit sehr geräumigen Zimmern und wunderbarem Essen überrascht.


Über Ferrara nach Chioggia
Die Weiterfahrt nach Ferrara ist etwas eintönig, aber insgesamt schön. Den Po sieht man kaum, und der Po-Radweg ist spärlich ausgeschildert. Die Dammstrasse ist windig und häufig ziemlich «gravelig».
Wir entscheiden uns zunehmend, nicht die offizielle Route zu suchen und verlassen uns auf kleine Strassen der Michelin-Strassenkarte. Diese sind immer asphaltiert und in einem bemerkenswert guten Zustand.
Die Strecke Ferrara – Chioggia ist mit 95 km schon etwas lang. Sie ist aber flach, und weil wir keinen Gegenwind haben, ist sie gut zu bewältigen.
Chioggia ist eine Perle, und vor allem das Hotel Grande Italia* bei der Fähr-Ablegestelle ist sehr zu empfehlen.

Per Fähre von Chioggia zum Lido di Venezia
Von Chioggia kann man die Fähre zur vorgelagerten Insel Lido di Venezia nehmen.
Auf dem Lido geht es beschaulich zu, und es gibt einen kilometerlangen Sandstrand ohne Eintrittsgebühr. Mit dem Vaporetto, dem öffentlichen Wasserbus, erreicht man in ca. 15 Minuten den Markusplatz und fast alle anderen wichtigen Ziele von Venedig.
Für uns ist Lido di Venezia ein guter Standort, da wir einige Tage bleiben.

Ohne Velo Venedig geniessen
Wir haben Glück: es hat noch wenige Touristen in Venedig. Für mich ist dieser Venedig-Aufenthalt wie in früheren Jahren – mit der Ausnahme, dass die Tauben fehlen. Das scheint die Stadt gut unter Kontrolle zu haben.

Mit der Fähre vom Lido zum Bahnhof und Zug Venedig-Zürich
Vom Lido erreichen wir mit der Autofähre problemlos den Bahnhof Santa Lucia.
Nach knapp 8 Stunden sind wir wieder in Zürich – ganz ohne Umsteigen.
Ich empfehle diese Reise allen Junggebliebenen, die nicht nur Wert auf Leistung, sondern auch auf kulturelle Erlebnisse legen.

Praktische Informationen
Planung
Wir starteten mit unseren bepackten E-Bikes in Aarau und hatten die ganze Strecke schon vorgeplant. Als Planungshilfen dienten uns:
- Komoot (KO)
- Swiss Mobile (SM, nationale Routennummer)
- Büchlein Po-Radweg von Bikeline* (BL)
- ein Garmin 1030
- Papierkarten von Michelin
Die Unterkünfte wählten wir direkt oder über Booking.com, immer möglichst zentral in einer autofreien Innenstadt.
Da Fahrräder in Venedig verboten, aber auf dem Lido di Venezia zugelassen sind, wählten wir unsere Unterkunft auf dem Lido.
Infos, Fahrpläne, Linien der Fähren in und um Venedig.
Ausrüstung: Fahrräder und Taschen
Unsere Fahrräder waren 3 BMC Amp Cross und ein Giant Revolt e+. Alle mit einem entnehmbaren 500-Watt-Akku ausgerüstet.
Die Kapazität reichte für uns alle problemlos über die San Bernardino-Route. Wir hatten abends immer noch genügend Akku-Kapazität. Die entnehmbaren Akkus konnten wir im Hotelzimmer über Nacht immer gut nachladen.
Wegen den häufigen Reifenpannen auf der letztjährigen Via Rhona-Tour, habe ich die Reifen mit einlegbaren Antiplattbändern bestückt. Das Resultat: kein Platten auf der ganzen Italienreise!
Das Gewicht versuchten wir nach Möglichkeit zu optimieren, was recht gut gelang durch eine Mischung von Bikepacking und kleinen Front-Satteltaschen, die wir hinten montierten.

Packplan für die hinteren Seitentaschen:

Gastautor Phil Guignard
- Pensionierter Augenarzt
- Passionierter Hobby-Veloschrauber
- Plant gerne lange Velotouren in Italien, Frankreich und Deutschland
- Reist gern in kleiner Gruppe mit oder ohne E-Bike, mit Ehefrau und Freunden

Vielen Dank, lieber Phil, für den informativen E-Bike-Venedig-Artikel!
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