Wenn du Fahrradtouren in Italien machst, wird sich das eine oder andere der folgenden Themen aufdrängen. Hier findest du Informationen dazu, immer schön dem Alfabet nach:

 

Bar

Mindestens eine Bar gibts in fast jedem italienischen Ort. Die italienische Bar hat eine Reihe von Funktionen:

  • Sozialer Treffpunkt
  • Ort, wo man sich über Klatsch und Tratsch informiert
  • Ort, wo man kostenlos Zeitung liest
  • Frühstück / Pause, wann immer ein Kaffee fällig ist
  • Busticket-Verkaufsstelle
  • Kiosk
  • Zentrale Auskunftsstelle für jegliche Fragen, die man vor Ort nur haben kann

Der letzte Punkt ist von grosser Bedeutung für uns Radfahrer und heisst konkret:

Hast du dich verfahren und suchst den Weg, oder du brauchst eine Unterkunft, wenn alles rundum ausgebucht ist, wirst du belästigt oder kippst gleich vom Sattel vor Hunger: in der Bar bekommst du Hilfe. Hier kennt immer jemand jemanden, der jemanden kennt, … der dein Problem lösen kann.

 

Diebstahl

In all den Jahren, die ich mit dem Fahrrad in Italien verbrachte, ist mir noch gar nie auch nur ein Schräubchen geklaut worden. Mag sein, dass ich einfach Glück hatte. Oder es stimmt, dass die Arglosen verschont bleiben.

Selbstverständlich kommt Diebstahl in Italien durchaus vor. Ich habe von hässlichen Fällen gehört, bei denen Fahrrad plus das gesamte Gepäck spurlos verschwanden. Bevorzugt in Grossstädten, wie das halt überall auf der Welt so ist.

Ich bin bisher mit folgender Strategie sehr gut gefahren:

  • Wenn ich das bepackte Fahrrad in einer Stadt stehen lassen muss, dann suche ich mir einen Platz, der gut belebt, aber nicht komplett überfüllt ist. Idealerweise finde ich eine gepflegte Bar, nehme da vorher noch einen Kaffee und frage den Barista, obs ok ist, wenn ich mein Fahrrad vor der Bar stehen lasse. Das ists immer. Natürlich wird der Barista das Fahrrad nicht bewachen, aber immerhin weiss er, wem es gehört.
  • Schliesse dein Fahrrad an einem Pfahl oder Geländer fest. Das habe ich sehr lange nicht gemacht, wurde aber in Mailand von anderen Radfahrern mit grosser Dringlichkeit dazu angehalten. Immerhin können die Diebe dein Fahrrad nicht einfach so wegtragen.
  • Falls dein Fahrrad oder sonst etwas doch einmal gestohlen werden sollte, mach baldmöglichst eine Anzeige (denuncia) bei den Carabinieri. Sie sind für solche Fälle zuständig – nicht die Polizei. Da hast du wenigstens ein offizielles Dokument in der Hand, um zuhause bei einer allfälligen Versicherung dein Glück zu versuchen.

 

Essen

In Italien isst du bekanntlich immer gut.

Wie bei so vielem: wenn du reichlich Geld zur Verfügung hast, brauchst du dafür keine Sondertipps. Musst du aber aufs Geld achten, kannst du hier vielleicht etwas mitnehmen:

  • Essen im Restaurant ist immer teurer, weil du noch Gedeck («coperto») extra bezahlst, etwas 1-2 € pro Person. Take-away lohnt sich also schon deswegen.
  • Isst du über Mittag in einem Restaurant, frag immer nach dem Mittagsmenü «menu del pranzo», das immer lecker und günstig ist – und ab und zu den Touristen vorenthalten wird.
  • Pizza ist bestimmt der günstigste und unkomplizierteste Weg, um leckere Kalorien aufzutreiben. Für eine Pizza Marinara (nur Pizzaboden und Tomatensauce) bezahlst du etwa 5 €. Mit etwas mehr Belag ein paar Euro mehr.
  • Magst du nicht dauernd Pizza essen, geh in einen etwas grösseren Supermarkt. Dort findest du oft Eintopfartiges wie Couscous mit Gemüse oder Reissalat oder Hafer mit Gemüse. Am Käse-/Fleisch-/Backwaren-Tresen bekommst du solche Leckereien, wie auch Meeresfrüchtesalat, gefüllte Peperoni oder gegrillte Auberginen auch im Offenverkauf.
  • Auch in Bäckereien («Panificio» oder je nach Region auch «Forno») bekommst du manchmal Leckereien, die über Brot und Pizza hinausgehen.

 

Fahrrad-Mechaniker

Mechaniker-Geschäfte sind in Italien oft gut versteckt, so dass sie nur findet, wer sie kennt. Also, such nicht lange, sondern fahr zur nächsten Bar oder auf die Piazza und frag die Einheimischen nach einem «meccanico di bici». Meistens nimmt sich der Mechaniker sofort Zeit für dein Rad und behebt das Problem zügig und wenn nötig auch kreativ.

 

Gelato

In Italien eine Gelateria zu finden, braucht ganz sicher keine Anleitung. Aber das gute vom weniger guten Eis zu unterscheiden, ist schon anspruchsvoller. Folgende Tipps dazu:

  • Natürliches Eis ist eher bräunlich als knallgrün oder neonpink. Mein Referenzgeschmack für die Qualitätsprüfung ist Pistazie (pistacchio): je froschgrüner, desto eher wechsle den Laden. Wenn pistacchio bräunlich-grünlich ist, kannst du zugreifen. Natürlich auch bei anderen Sorten.
  • Wo sich Eisberge türmen, ist oft viel Konservierungsmittel drin. Bunte Eisberge bedeuten also: nix wie weg hier.
  • Eine lange Schlange vor der Eisdiele kann ein Qualitätsmerkmal sein – es sei denn, du findest dich an einem Super-Touristen-Platz, wo sich die Besucher nicht auskennen. An ruhigeren Ecken, wo vorwiegend Italiener in der Schlange stehen, stellst du dich ebenfalls an und freust dich am Chaos und Palaver. Übrigens: Schlange stehen ist nicht des Italieners Stärke. Verteidige deinen Platz in der Reihe ruhig mit Vehemenz. Sonst stehst du übermorgen noch dort.
  • Ein weiteres Qualitätsmerkmal kann sein, dass du anstatt offenes Eis nur Chromstahl-Deckel siehst. Darunter verbirgt sich oft Handgemachtes. Zugreifen!
  • Der Preis sagt nicht zwingend etwas über die Eisqualität aus. Üblicherweise kostet ein kleiner Becher (piccola coppetta) oder eine kleine Waffel (piccolo cono) 2.50 € bis 3 €. In Florenz habe ich einmal 7 € dafür bezahlt – und es war nicht einmal sonderlich gut.

 

Kaffee

Wenn du schon mal in Italien bist, nutz die Gelegenheit. Wo sonst ist der Kaffee so gut? Gut zu wissen:

  • Willst du dich korrekt verhalten, bezahlst du in der Bar zuerst den Kaffee an der Kasse und gehst dann mit dem Beleg («scontrino») an den Tresen und bestellst deinen Kaffee. Oft geht es aber in der Bar so chaotisch zu und her, dass diese Regel nicht mehr ganz so streng ist. Einzelne Barista bestehen aber darauf und geben dir den Kaffee nur gegen scontrino.
  • Du kannst Geld sparen, wenn du den Kaffee am Tresen bestellst. Lässt du dich hingegen an einem Tischchen bedienen, bezahlst du einen (zuweilen zünftigen) Aufpreis.
  • Der Espresso («caffè») kostet praktisch überall 1 €. In ländlichen Gebieten im Süden können es auch einmal 90 Cent sein. Und in schicken Bars in Mailand oder in Touristenorten wird 1.10 € immer üblicher. Vorsicht auch bei den Bars in Bahnhof Mailand. Manche davon sind schamlos überteuert.
    Für einen Cappuccino bezahlst du etwa 1.30-1.50 €
  • Es hat sich herumgesprochen, dass es eine Art Generalverbrechen ist, wenn du in Italien nach 14 Uhr einen Cappuccino bestellst. Ich halte das für überholt. Längst hat man sich an die Ausländer gewöhnt, die auch nachmittags Milch im Kaffee mögen. Und selbst wenn jemand schräg guckt: solange du deinen Cappuccino bezahlst, hat niemand etwas daran auszusetzen.

 

Navigation

Meine ersten Fahrradtouren in Italien führten immer dem Meer entlang, weil mir Navigieren so gar keinen Spass machte. Weil ich keine Ahnung davon hatte. Der Preis für dafür war, dass ich oft auf sehr hässlichen und gefährlichen Strassen fuhr.

Seit ich die Fahrradnavigation per App entdeckt habe, fahre ich entspannter, auf ruhigeren Strassen und vor allem sicherer. Machs auch so, es lohnt sich!

 

Radweg = la pista ciclabile («tschiclabile»)

Stell dir unter italienischen Radwegen nicht unbedingt die schönsten Radwege vor, die du je gefahren bist. In Italien gibt es einzelne, sehr, sehr gepflegte Radwege: der Etsch-Radweg, ein paar Kilometer in Ligurien bei Levanto oder auch an der Blumenriviera, auch längere Abschnitte in Apulien und in den Abruzzen.

Aber so ganz grundsätzlich sind Radwege in Italien, wenn überhaupt vorhanden, eher eine holprige Sache, die zuweilen im Dschungel endet. Oder unvermittelt auf eine stark befahrene Strasse führt.

Oder derart verdreckt ist, dass kein Fahrrad darauf fährt. Ich habe schon Stunden über der Frage gebrütet, warum so viele Glasscherben auf den Radwegen rumliegen. Vielleicht findest du eine Erklärung?

Lass dich aber nicht abschrecken von dieser Beschreibung. Oft sind auch die kleinen Strässchen ohne Radweg friedlich und sicher.

 

Übernachtung

Du weisst, ich habe auf meinen Radtouren in Italien gerne das Zelt dabei und übernachte auf Campingplätzen. Die Übernachtung auf einem Campingplatz kostet zwischen 10 und 20 € für eine Person mit Zelt.

Ist Zelten nicht dein Ding, musst du aber trotzdem aufs Geld achten, dann suchst du dir abends ein Zimmer. «Affitacamere» heisst das Zauberwort. Das können Private sein, die Zimmer vermieten, aber auch professionelle Vermieter. Rechne ungefähr mit 25-40 € pro Übernachtung für ein Einzelzimmer. Die Preise variieren stark mit der Jahreszeit und je nachdem, wo du dich befindest.

Die Touristeninformation kann günstige Zimmer vermitteln, allerdings ist die meiner Erfahrungen nach gerne genau dann geschlossen, wenn ich im Ort eintreffe. Darum fragst du am besten in einer Bar im Zentrum nach.

Lies doch auch gleich den Miss Move-Artikel über Fahrrad-freundliche Übernachtungsmöglichkeiten.

Sehr gute Erfahrungen habe ich mit der Plattform Booking.com gemacht, weil du mit der App unkompliziert und kurzfristig buchen kannst und du da oft Schnäppchen findest.

Hast du keine finanziellen Beschränkungen, hast du in Italien kein Problem, eine hübsche Unterkunft zu suchen. Ausser im August am Meer. Dort empfehle ich dringend, dir spätestens am Morgen dein Zimmer vor zu reservieren.

 

Verkehr

Lass dich nicht abschrecken von dem Gerede, dass es in Italien viel zu gefährlich ist, Rad zu fahren. Hast du mal den Dreh raus, wie du dich auf italienischen Strassen bewegst, ist alles halb so wild.

Im Artikel Wie sicher ist Radfahren in Italien? stehts drin, was du im italienischen Verkehr beachten solltest.

 

Wasser

Überall in Italien kannst du bedenkenlos Leitungswasser trinken – es sei denn, du kannst etwas wie «acqua non potabile» in Wasserhahn-Nähe lesen.

Ich hatte noch kein einziges Mal ein Problem mit dem Leitungswasser.

In Norditalien gibt es in jeder Gemeinde Brunnen. Leider nicht ganz so offensichtlich, wie wir uns Nordländer gewohnt sind. Oft sind die Brunnen bei Spielplätzen zu finden, manchmal gut getarnt.

Im Süden werden die Brunnen rarer, aber es gibt sie auch da.

Frag die Einheimischen nach einer «fontanella» (Trinkbrunnen) oder ganz einfach «acqua» (Wasser), und sie nehmen dich an der Hand und führen dich zum Brunnen.

Also bitte, kauf nicht tonnenweise Wasser in Plastikflaschen. Spar dir das Geld und der Welt den Plastik. Füll deine Trinkflasche nach, wo immer du einen Brunnen siehst.

 

WC

Ich weiss ja nicht, wie es dir geht, aber kaum fahre ich morgens los, meldet sich bereits wieder die Blase. Für die Herren unter uns ist das ja nicht so das grosse Thema, aber wir Damen finden eben manchmal nicht so schnell einen ruhigen Busch.

Die Lösung heisst: Bar. Bevor du aber höflichkeitshalber etwas bestellst, frag nach der Toilette (bagno). Einzelne Bars haben kein Klo – oder es ist gerade defekt. Ich nehme jeweils einen Kaffee = 1 €.

Du wirst dich beim Gang auf italienische Toiletten an gewisse Eigenheiten gewöhnen müssen:

  • Oft funktioniert das Licht mit einem Sensor. Erschrecke nicht, wenn nach 10 Sekunden Bewegungslosigkeit das Licht ausgeht. Die Timer sind recht eigenwillig eingestellt. Weiträumiges Fuchteln mit den Armen erleuchtet das Örtchen meistens wieder.
  • Falls kein Lichtsensor installiert ist, gilt es, den Lichtschalter zu finden. Das ist dann besonders erfreulich, wenn die Blase schon heftig drückt. Ruhe bewahren: in Italien befinden sich die Lichtschalter oft ausserhalb des Raums, den du erleuchten willst. Guck also ausserhalb der Toilette irgendwo neben dem Türrahmen.
  • Wundere dich nicht, wenn du die Tür nicht abschliessen kannst. Das kommt in Bars oft vor. Entweder ist die Tür kaputt oder das Schloss oder kein Schlüssel vorhanden oder es war nie vorgesehen, dass diese Tür geschlossen werden will. Cool bleiben.
  • Haken für Taschen oder Jacken gibt es praktisch nie auf italienischen Klos. Bis heute habe ich nicht herausgefunden, warum, haben die Italienerinnen doch oft so schicke Taschen. Allzu gern würde ich einmal sehen, was die Damen während ihres Geschäfts mit ihren Taschen machen. Ich jedenfalls kam immer wieder leicht ins Schleudern deswegen, bis ich mir endlich ein Täschchen für meine Wertsachen zulegte, das ich mir umhängen kann. Das passt super in die Lenkertasche am Fahrrad. Hier hats übrigens auch immer Papiertaschentücher drin, weil:
  • Je südlicher du in Italien kommst, desto seltener findest du Klo-Papier am stillen Örtchen. Im besten Fall hat es im Toiletten-Vorraum einen grossen Papierspender, wo du dich bedienen kannst. Das fällt dir meistens auf, wenn du dein Geschäft schon verrichtet hast und die Hände waschen willst. Immerhin. Oder?

 

Wegweiser

Die suchst du oft vergeblich. Oder anders gesagt: Wegweiser gibts massenhaft, aber die führen dich in Restaurants, Shoppingcenter, auf die Autobahn, in den Vergnügungspark – aber eher nicht auf einen Radweg. Machst du längere Fahrradtouren in Italien, leg dir eine Form der Navigation zu, mit der dir wohl ist und versuch gar nicht erst, den Wegweisern zu folgen.

 

Zug

Möchtest du eine längere Strecke mit Zug zurücklegen und dein Fahrrad mitnehmen, nimmst du entweder einen Regionalzug, in dem du dein Fahrrad kostengünstig mitnehmen kannst. Oder dann wirds etwas komplizierter. Genaueres liest du im Artikel über den Fahrrad-Transport in italienischen Zügen.