Wenn du weisst, wie es sich anfühlt, per Fahrrad einen Pass hochzuschnaufen und du dich auch nur eine Spur für Radsport interessierst, dann lies diesen biographischen Roman über Alfonsina Strada. Ein Lesetipp für Fahrrad-Begeisterte. Und für Frauen, die lernen wollen, gross zu denken und sich etwas zuzutrauen.

Alfonsina Strada war eine italienische Radsportlerin, die von 1891-1959 lebte. Sie wuchs in einer armen und trostlosen Familiensituation und Umgebung in der Emilia-Romagna auf. Das Radfahren entdeckte sie bereits als kleines Mädchen, als sie ihrem Vater nachts das Fahrrad entwendete und ihre Runden drehte.

Obwohl der Radsport damals komplett in Männerhand war, fuhr sie an Rennen mit, wurde verhöhnt und angefeindet, sie besiegte manch einen Mann, fiel aber auch hin, stand auf und kämpfte weiter für ihren Traum vom Radfahren.

Alfonsina Strada fuhr 1924 als einzige Frau je an einem Giro d’Italia mit.

Warum ist das Buch lesenswert?

Das Buch ist auch für jene lesenswert, die sich nicht sonderlich für Radsport interessieren. Im Vordergrund steht der Weg von Alfonsina Strada. Wie sie mit unerschütterlichem Willen und Ausdauer immer weiterging. Natürlich ist es auch interessant, Einblicke in die Radsport-Szene der Anfänge des 20. Jahrhunderts zu bekommen. Mit Alfonsina erlebt die Leserin und der Leser auch eindrücklich, was es bedeutete, die Armut eines Dorflebens in der Emilia-Romagna auszuhalten.

300 km-Etappen ohne Begleitfahrzeug

Besonders beeindruckt hat mich, unter welchen Umständen in jener Zeit (1900-1940) Radrennen stattfanden. Etappen von 300 km über die Berge waren nicht unüblich. Und das teilweise über mehrere Tage hinweg. Wenn du selber schon mal mehr als 150 km am Tag gefahren bist, ahnst du, was es bedeutet, gleich nochmals so viele unter die Räder zu nehmen.

Natürlich fuhren Alfonsina Strada und ihre Kollegen damals nicht mit unseren heutigen Superschaltungen, Scheibenbremsen, Klickpedalen und Fahrradhosen. Und auch nicht mit Begleitfahrzeugen, die ihnen Wasser und Verpflegung reichten und rasch einmal ein neues Rad hinstellten, wenn sie ein technisches Problem hatten.

Die Beschreibung, wie Alfonsina den Mantel ihres Fahrrads mit Flickzeug näht. Oder die Blasen, die sie in den Schuhen bekommt. Oder die wilden Stürze, die sie auf den Naturstrassen hatte – in diesem Buch erlebst du mit, was Radfahren in jener Zeit bedeutete.

Leicht zu lesen und spannend geschrieben

Zudem hat die Autorin Simona Baldelli den Roman so geschickt mit Zeiten-Vor- und Rückblenden arrangiert, dass die Cliffhanger immer schön weiterziehen. Ich habe das Buch in einem Zug gelesen, konnte nicht genug bekommen von diesem unglaublich harten und doch so hoffnungsvollen Leben der Alfonsina Strada.

Für die eigenen Träume einstehen

Alfonsina Strada war eine beeindruckende Persönlichkeit. Wie sie sich gegen den Willen ihrer Eltern durchsetzte, überhaupt Rad zu fahren, wie sie die Anfeindungen von Männern wie auch Frauen ertrug und unbeirrt ihren Weg ging, das alleine ist die Lektüre schon wert. Ein Vorbild an Charakterstärke, Wille und Durchhaltevermögen. Eine, die uns lehrt, kompromisslos für die eigenen Träume zu gehen.

Dieses Buch ist mehr als nette Unterhaltung. Es hat Tiefgang, gibt Einblick in vergangene Zeiten und in ein mutiges, ungewöhnliches Leben einer starken Frau.

Bibliographische Angaben

Buch über Alfonsina Strada

Die Rebellion der Alfonsina Strada / Simona Baldelli

Eichborn Verlag

Belletristik

335 Seiten

ISBN: 978-3-8479-0070-2

Erschienen: 30.04.2021

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