Ligurien ist einfach eine famose Region: sie hat ein warmes Klima, über 300 km Küstenlinie und eine aufregende Berglandschaft im Rücken, in der du dich endlos per Fahrrad austoben kannst. Dieses Mal nimmt dich Miss Move mit über den Apennin ins Piemont – und wieder zurück ans ligurische Meer.

Karte und GPS-Daten

Hier gehts direkt zur Route* in Komoot.

Die GPS-Daten kannst du dir auf Komoot herunterladen, wenn du den entsprechenden Ausschnitt gekauft hast oder Premium-Mitglied bist. Falls du die Daten nicht herunterladen kannst, kontaktiere mich bitte.

*Bitte beachte, dass die Route am Computer erstellt ist und von der tatsächlich gefahrenen Route abweichen kann.

Etappe 1: Genua – Savona

Raus aus Genua

Städte sind selten besonders lustig mit dem Fahrrad. Genua zu verlassen ist auch nicht der grosse Hit, aber ziemlich einfach. Vom Hafen kommend, fährst du einfach immer Richtung Savona. Solange das Meer linkerhand ist, bist du richtig.

Erst einmal begleitet dich ein Schwall Autos. Das dünnt sich immer mehr aus, bis du auf einer netten Küstenstrasse daherfährst, immer wieder mal ein Dorf durchquerst, Containerschiffe vor Genuas Hafen anstehen siehst und in einen friedlichen Reiserhythmus kommst.

Radweg Arenzano – Cogoleto – Varazze

Das Highlight der Etappe ist ein Radweg, der leider kurz, unterbrochen, aber sensationell schön ist.

Der Radweg führt über 11 Kilometer von Arenzano über Cogoleto nach Varazze. Wie an anderen Stellen in Italien, wird/wurde auch hier ein altes Bahntrassee zu einem Radweg umgebaut. So fährst du unmittelbar dem Meer entlang, und immer wieder mal durch Tunnels.

Im Mai 2020 ist noch nicht der ganze Abschnitt durchgehend offen. Bauarbeiten vor Cogoleto zwingen uns zum Umkehren und zu einer ziemlichen langen und steigungsreichen Umfahrung auf der Hauptstrasse.

Vor Varazze ist der Weg besonders schön. Das Meer lockt, und die kleinen Fressbuden ebenso.

Mit dem Fahrrad durch Ligurien

Savona

Wir haben heute einen Warmshowers-Übernachtungsplatz bei Laura. Genau genommen in der Wohnung von Lauras Mutter.

Laura selber hat Chinesisch studiert und ist meistens in China unterwegs. Aktuell hat sie sich wieder im Kinderzimmer eingemietet, weil sie des Corona-Virus wegen zurück nach Italien reisen musste. Kleiner Unterbruch ihrer Tätigkeit als Outdoor-Guide in China. Sie hat viel Spannendes und Lustiges zu erzählen und bekocht uns vorzüglich.

Savona selber hat einen riesigen Hafen, wo viele Kreuzfahrtschiffe anlegen und eine hübsche Altstadt. Soweit ich erkenne, ist sie aber sehr überschaubar in ihrem Ausmass.

Altstadt von Savona

Etappe 2: Savona – Cadibona – Prunetto

In Savona lassen wir das Meer hinter uns und fahren den Bergen entgegen.

Die SP 29 führt uns zunächst dem Fluss Letimbro entlang ins Tal hinein. Dann gehts stets aufwärts, meistens im Schatten von Bäumen.

In Cadibona ist der erste Kaffeehalt angesagt – dann gehts weiter aufwärts.

Wir überqueren die Grenze ins Piemont, und kurz vor unserem heutigen Tagesziel erwartet uns nochmals eine zünftige Steigung in den Ort Prunetto.

Esther, unsere heutige Warmshowers-Gastgeberin erwartet uns in Prunetto. Als wir allerdings mit letzten Kräften das Dorf erreichen und nochmals Esthers Adresse genauer ansehen, stellen wir fest, dass wir uns die Plackerei hätten sparen können: das Tagesziel befindet sich unterhalb von uns.

Macht nichts, Prunetto ist durchaus freundlich und hübsch und bietet immerhin einen Lebensmittelladen, um den gröbsten Kalorienbedarf zu decken.

Casa Luna in Prunetto

Und dann stehen wir vor Esthers Haus, werden von zwei begeisterten Hunden fast umgeweht. Esther begrüsst uns freundlich, und schon merken wir: wir sind beide Schweizerinnen.

Esther hat sich vor über 10 Jahren hier im Piemont niedergelassen und baut ihr riesiges Haus liebevoll um. Sie macht fast alles selber. Ich bin total beeindruckt von ihrem handwerklichen Geschick und auch von ihrem Mut, ein solches Mammutprojekt alleine anzugehen.

Mittlerweile sind kleine Wohnungen und Zimmer entstanden, in denen auch du deine Ferien verbringen kannst. Suchst du einen ruhigen, naturnahen Ort, wo du einfach SEIN kannst, bist du hier richtig. Und die Gegend lässt sich ganz hervorragend mit dem Fahrrad oder E-Bike erkunden. Und solltest du ein Auto haben: eine Stunde Fahrt, und du bist am Meer!

Auf Esthers Webseite www.casaluna-piemonte.com findest du viele Bilder und die Kontaktinfos.

Wir bekommen ein wundervoll ruhiges Zimmer, in dem ich so gut schlafe, wie lange nicht mehr. Vorher aber noch ein reichhaltiges Abendessen vom Grill. So ein gemütlicher Abend in Italienisch und Schweizerdeutsch, ich fühle mich ganz angeheimelt.

Feuer für den Grillabend
Abendessen vom Grill
Grillabend im Piemont
Bienenhaus mit Rosen
Hängematte in buntem Glashaus
Garten im Piemont

Vielen Dank, liebe Esther, für die grandiose Gastfreundschaft!

Etappe 3: Prunetto – Alba

“Heute haben wir nur Abfahrten vor uns”, sagt mein Reisebegleiter und Navigator, als wir die Fahrräder bepacken.

Gut, das wird bestimmt gemütlich. Die Sonne scheint, es ist warm, ich habe Lust zum Pedalen und Geniessen. Wir fahren munter daher, an vielen Haselnusssträuchern vorbei. Insekten summen und wir scherzeln herum und freuen uns der Leichtigkeit des Seins.

Eine Stunde später finde ich mich keuchend auf einer Passstrasse wieder, leicht verdutzt. Wie war das mit den “nur Abfahrten heute”? Haben wir uns verfahren?

Ach nein, der Herr Navigator hat die heutigen zwei Pässchen auf der Karte übersehen. Ich kann ihm keine Vorwürfe machen, schliesslich habe ich keinen Finger krumm getan bezüglich Routenplanung, und zudem wäre es mir genau gleich gegangen, hätte ich selber geplant. Karten lesen war noch nie meine Stärke.

Dafür sehe ich wieder mal, wie wichtig der Kopf ist. Er ist heute auf gemütlich eingestellt, und entsprechend mag der Körper so gar nicht auf diese Steigungen eingehen. Es ist ein Kampf und Krampf, und ich bin ganz selig, als der höchste Punkt erreicht ist.

Alba

Die Abfahrt nach Alba ist dann ganz einfach prächtig. Rebberge, Hügel, viel Grün, Weitsicht, kleine Strässchen, allerlei Kurven, Blumenduft. Wir befinden uns im Gebiet Langhe.

Die Übernachtung bei Warmshowers-Gastgeber Guido und seiner Frau müssen wir uns aber hart verdienen. Etwa 10 km ausserhalb von Alba erwartet uns nochmals eine Mordssteigung – davon hatte ich heute doch schon genug!

Die Gastgeber sind aber so freundlich, dass der Murks bald vergessen ist. Sie legen uns sogar Pasta und Sauce bereit, damit wir uns sofort verpflegen können. Was wir natürlich sofort tun. Und am Abend sitzen wir zusammen und besprechen Räubergeschichten aus der Fahrradwelt.

Alba selber hat eine nette Innenstadt, die aber leider in diesen Corona-Zeiten ziemlich leblos wirkt. Schön ists trotzdem.

Alba, Piemont
Kirchenportal in Alba

Sgrafitti an einem Haus auf dem Hauptplatz in Alba.

Dekoration an einem Haus in Alba

Etappe 4: Alba – Barolo – Mondovì

Von Alba aus gehts weiter in Richtung Barolo. Zuerst eben durch ein breites Tal, dann ein kurzer Aufstieg in den Ort Barolo.

Barolo ist klein, hübsch, ruhig. Wir füllen unsere Flaschen am Brunnen auf, als Fulvio auf seinem Surly ums Eck pedalt. Er kommt sofort auf uns zu, fragt nach unserem Woher und Wohin. Wir drucksen ein bisschen rum – in diesen Tagen traut man keinem so recht über den Weg, es könnte ja ein Regimetreuer sein, der uns verpfeifen will, schliesslich dürften wir aus Covid-Gründen noch nicht regionenübergreifend reisen.

Fulvio versteht unser Unbehagen und entschärft: “Ich bin kein Carabinieri, sondern auch ein Radreisender.” Das Eis ist gebrochen, wir nehmen zusammen einen Kaffee, und erfahren von ihm, dass er in der Gegend lebt und am liebsten in Nordregionen (Irland, Schottland, Island) pedalt und dabei ganz tolle Fotos macht. Du kannst sie dir auf Fulvios Webseite anschauen.

Fulvio bewahrt uns dann auch noch vor der Begegnung mit der Lokalpolizei, die offenbar an einer Kreuzung am Ortsausgang verschärft kontrolliert. Über einen Schleichweg führt er uns aus dem Ort und zeigt uns anschliessend auch noch, wie wir auf wunderschöner Strasse an unseren heutigen Etappenort Mondovì gelangen.

Radreisebekanntschaften
Giro d'Italia in Barolo, Piemont

In Barolo gibt es das Korkenzieher-Museum. Leider ist es bei unserem Besuch geschlossen, aber es hätte mich schon sehr interessiert, was es hier alles zu sehen gibt.

Im Ort Barolo, Piemont
Per Fahrrad im Piemont
Langhe, Piemont per Fahrrad

Der weitere Weg nach Mondovì ist das reinste Vergnügen. Wir fahren auf einer Hochebene, blicken immer wieder mal ins Tal herunter, wo der Fluss Tanaro fliesst.

Es ist Ende Mai, die Sonne scheint warm, es blüht so ungefähr alles, die Getreidefelder sind schon hoch, aber noch grün. Das Strässchen ist kurvig, kaum ein Auto ist unterwegs. So pedalt es sich wohlig.

Mondovì

In Mondovì finden wir keinen Warmshowers-Gastgeber und mieten uns in einem B&B ein.

Diese kleine Stadt ist zweigeteilt in einen unteren und einen oberen Teil.

Nach dem Abendessen ist uns nach einem kleinen Spaziergang, der uns ins obere Mondovì führt. Das ist dann übrigens kein kleiner Spaziergang, sondern ein echter Aufstieg in eine andere Welt.

Oben angekommen, überrascht eine prächtige Piazza, und vom Belvedere aus siehst du über die Stadt, und wahrscheinlich noch weit darüber hinaus, aber das können wir im Dunkeln nicht erkennen. Der Turm ist dramatisch mit der italienischen Trikolore beleuchtet.

Piemont per Fahrrad
Mondovì im Piemont per Fahrrad
Abends im oberen Mondovì
Per Fahrrad im Piemont
Abends im oberen Mondovì

Etappe 5: Mondovì – Pamparato – Calizzano – Bardineto

Heute kündigt mein Navigator-Begleiter einen Pass an. Immerhin befinden wir uns in Mondovì schon wieder am Fuss des Apennin, und den gilt es zu überqueren, wenn wir am kommenden Tag wieder in Ligurien am Meer sein wollen.

Meine Erfahrung weiss, dass es saftig wird, wenn mein Begleiter von “ein paar Steigungen” spricht. Ich werde leiden. Aber ich freue mich auf die Berge.

Es geht gleich los mit einem kleinen Anstieg, und dann wirds eine Weile friedlich. Wir passieren Vicoforte mit seinem unsäglichen Dom:

Durchs Piemont mit dem Velo
Per Fahrrad im Piemont

Ich meine ja schon, die Steigung läge hinter uns, als sie erst richtig losgeht. Ein ruhiges Strässchen schlängelt sich gemütlich den Berg hoch.

Auch eine Schlange schlängelt sich auf der Strasse herum. Vom vorausfahrenden Velo aufgescheucht, schlängelt sie mir direkt vors Rad. Ich kann gerade noch so ausweichen – oder vielleicht auch sie. Wir sind beide froh, der anderen entkommen zu sein, auch wenn wir beide harmlos sind.

Der Aufstieg hört dann gar nie mehr auf. Obwohl das Ende des Hügels schon lange zu sehen ist, gehts immer weiter hoch.

Die anschliessende Abfahrt ist dann ebenso endlos, und vor allem ziemlich gefährlich, weil die Strasse voller Löcher und sonstigen Unberechenbarkeiten ist, die ich in den Schattenabschnitten kaum erkenne. Aber auch hier: so schön ruhig, grün, friedlich.

In Calizzano wäre ich bereit für eine nette Unterkunft, aber eine solche ist hier aktuell nicht aufzutreiben. Geplant wäre eigentlich, dass wir uns noch auf den Melogno-Pass hochschieben. Als ich mich nach einer kalorienreichen Stärkung dazu aufraffen kann, stehen wir bald vor dem Schild, das anzeigt, dass der Pass gesperrt ist. Auch bei mehrfachen Rumfragen, gilt die einheitliche Antwort: kein Durchkommen auf den Melogno-Pass. Scheints ist es dort aber ausserordentlich schön. Falls du also mal in der Gegend bist, unbedingt hoch zum Melogno-Pass.

Ist ja irgendwie mein Glück, weil ich nur noch spärlich Energie habe. Wir brauchen blosse 7 km bis Bardineto zu fahren, wo wir ein Zimmer zum Übernachten finden.

Bardineto ist ein Kaff mit zwei Bars und einem kleinen Lebensmittelladen, einer Bäckerei. Es gibt hier wenig zu sehen, aber mir gefällts total. Ein Bergdorf eben, umgeben von blumenreichen Wiesen, von Bächlein durchzogen.

Das B&B Kalimera* liegt direkt neben der Kirche. Liebevoll eingerichtet Zimmer, ein sehr entspannter Gastgeber, und eine Küche zu unserer Verfügung mit vielen Keksen und Kaffee. Hier schläft es sich hervorragend, und wer mag, kann im gleichen Haus in der Pizzeria zu Abend essen.

Etappe 6: Bardineto – Toirano – Loano

Ein perfekter Morgen. Bei Prachtswetter verlassen wir Bardineto, fahren dem Meer entgegen.

Es geht nur noch leicht aufwärts, und dann folgt eine spektakuläre Abfahrt. Eine Passstrasse wie aus dem Bilderbuch. Mit Naturmauern, duftender Vegetation und dem Meer weit am Horizont.

Vom Piemont nach Ligurien per Fahrrad
Velotour vom Piemont nach Ligurien

Nach der langen Abfahrt kommen wir in Toirano an. Das Dorf befindet sich noch nicht ganz am Meer, ist etwas ins Landesinnere versetzt, hat aber eine unbedingt besuchenswerte Altstadt.

Troiano in Ligurien
Hund am Steuer eines Ape

In Loano, nur 6 km von Toirano entfernt, erwartet uns das nächste Zimmer. Die heutige Etappe war easy, dafür sind die Bremsbeläge beider Räder arg dezimiert.

Den Nachmittag nutzen wir für Wäschewaschen, am Strand rumliegen, Altstadt angucken und Aperitif trinken. Auch mal nett zwischendurch.

Per Fahrrad an der ligurischen Küste

Etappe 7: Loano – Varazze

Die Schlussetappe führt uns zurück nach Genua, mit Übernachtung in Varazze.

Piemont und Ligurien per Fahrrad

Der Übernachtungsort in Varazze stellt sich als eine Perle heraus, die ich dir hier herzlich empfehle:

Das Hotel Spot in Varazze*.

Freundlich, unkompliziert, sauber, günstig und bestens im Zentrum gelegen.

Von hier aus sinds nur noch 38 km bis nach Genua.

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