Der Oglio-Radweg (Ciclovia dell’Oglio) bekam 2019 den Titel «schönster Radweg Italiens». Tatsächlich bieten dir diese 280 km Radweg viel Abwechslung und imposante Landschaften, beginnend mitten in den Bergen des Parco dell’Adamello: vom Tonale-Pass im Trentino durch das hügelige Val Camonica mit seinen Felsgravuren, am frischen Iseosee vorbei, durch die Weinregion Franciacorte, und schliesslich in die Ebene, dem Po entgegen.
Karte und GPS-Daten
Hier gehts direkt zur Route* in Komoot. Die GPS-Daten kannst du dir auf Komoot herunterladen, wenn du den entsprechenden Ausschnitt gekauft hast oder Premium-Mitglied bist. Falls du die Daten nicht herunterladen kannst, kontaktiere mich bitte.
*Bitte beachte, dass die Route am Computer erstellt ist und von der tatsächlich gefahrenen Route abweichen kann.
Markierungen und Wegbeschaffenheit
Etwa 80 % des Oglio-Radwegs sind asphaltiert, 20 % sind unbefestigt. Natürlich ideal für ein Gravelbike, aber durchaus mit jedem Fahrrad-Typ machbar.
Der Weg ist bestens markiert mit folgenden Zeichen:


4 Abschnitte des Oglio-Radwegs
Der Oglio-Radweg lässt sich grob in 4 Abschnitte einteilen, und er lässt sich auch sehr gut in 4 Etappen machen – so hast du auf jeder Etappe eine neue Zone zu erkunden.
Dieser Artikel ist darum in 4 Etappen unterteilt – sportlich Ambitionierte machen einfach 2-3 Etappen daraus und Geniesser 5-7.
Hier also die 4 Zonen:
- Parco dell’Adamello und Valcamonica: es beginnt richtig bergig, das Tal ist noch eng, weitet sich aber immer mehr
- Iseosee: liebliche Ferienregion mit Radweg direkt am See
- Franciacorta und Parco Nord dell’Oglio: Wein und Natur stehen hier im Zentrum
- Parco Sud dell’Oglio: durch die Ebene dem Po entgegen
Anreise und Abreise
Startpunkte der Tour ist der Tonalepass (Passo del Tonale). So kommst du hin:
Von Trento / Bozen
Von Osten kommend (zum Beispiel von der Via Claudia Augusta, bzw. vom Etsch-Radweg), ist es am einfachsten, wenn du den Pass gleich per Fahrrad anpackst.
In den Sommermonaten (Juli bis Mitte September) hast du hier die Möglichkeit, mit dem Bike Train bis nach Mezzana zu fahren und mit dem Bike Bus von Mezzana bis hoch zum Tonalepass – Achtung: fuhr bisher nur am Mittwoch und Freitag. Fahrpläne, Infos zu Tickets und mehr findest du auf der Seite des Val di Sole.
Von Brescia
Die Bahn (Trenord) bringt dich und dein Fahrrad in gut 2 Stunden von Brescia nach Edolo. Von Edolo nach Ponte di Legno gibt es zwar einen Bus, aber nur im Juli und August einen speziellen mit Fahrradmitname, den bici-bus, zumindest im 2022 war das so.
Wenn der Bus keine Räder mitnimmt, müsstest du diese 17 km mit dem Fahrrad fahren – oder du beginnst den Oglio-Radweg einfach von Edolo, wenn dich der Ort Ponte di Legno der Pass nicht weiter interessieren.
Tirano liegt zwar geographisch nahe bei Edolo, aber dazwischen befindet sich der Aprica-Pass, und hier gibts keinen Zug, sondern nur Bus-Verbindungen ab Tresenda – keine Fahrradmitnahme vorgesehen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln müsstest du einen riesigen Umweg über den Comersee fahren – also bleibt eigentlich nur das Fahrrad, wenn du von Tirano und Val Chiavenna / Veltlin her kommst: rauf auf den Aprica-Pass trampeln.
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Etappe 1: Tonale-Pass – Darfo Boario Terme
80 km
Der Passo del Tonale liegt auf 1870 Metern Höhe mitten im Parco dell’Adamello. Denk dran, dass hier auch im Mai noch Schnee liegen kann – oder im Oktober schon wieder. Vor allem aber auch, dass es auf dieser Höhe auch im Sommer ordentlich kühl werden kann, wenn du runter ins Tal saust.
Bis zum Iseosee durchfährst du das Camonica-Tal, das Valcamonica oder auch Valle Camonica.
Im Valcamonica findest du das älteste UNESCO-Weltkulturerbe Italiens: die weltweit grösste Sammlung prähistorischer Felsbilder – mehr als 140’000 Symbole und Figuren, die über einen Zeitraum von 8000 Jahren in den Fels geritzt wurden.
Solche Felsgravuren kannst du dir an verschiedensten Orten im Camonica-Tal anschauen. Ein Ort wäre zum Beispiel der Archeopark in Boario Terme, nahe an deinem heutigen Etappenziel.
Übernachtung Darfo Boario Terme
Der Name sagts schon: in Darfo Boario gibts Thermalbäder, und entsprechend ist das Angebot an Hotels und B&Bs gross. Hier 3 Einzeltipps:
Agriturismo Ruc del Lac*: zwar etwas ausserhalb, aber super schön gelegen.
Albergo Milano*: mittendrin und günstig.
Albergo Sorriso*: ebenfalls zentral und gleich neben den Thermen gelegen.
Sollte nichts davon frei sein oder zu dir passen, kannst du dich bei Booking.com* inspirieren lassen:
Etappe 2: Darfo Boario Terme – Iseo
35 km
Diese Etappe ist etwas für Geniesser: du fährst dem Ostufer des Iseosees entlang. Der Lago d’Iseo ist eine sehr beliebte Ferienregion, aber auch wirklich toll zum Radfahren. Siehe dir dazu den separaten Artikel zum Iseosee an.
Ein echter Genuss, den du vielleicht auch mit einem Bad und Gelato versüssen willst?

Übernachtung Iseo
Entlang dem Iseosee hast du eine riesige Auswahl an Hotels, B&Bs und kleinen Pensionen. Und am Südrand des Lago d’Iseo gibt es auch mehrere Campingplätze. Hier lohnt sich ein Blick in die Liste der Übernachtungsmöglichkeiten von cicloviadelloglio.it. Suche hier einfach nach «Iseo», und du bekommst 40 Treffer.
Ansonsten findest du auf Booking.com* bestimmt etwas Passendes, vielleicht auch ausserhalb von Iseo?


Etappe 3: Iseo – Pontevico
82 km
Nach dem Iseosee wirds wieder ruhiger. Die ersten 10 km schrammst du an der berühmten Wein-Region Franciacorta entlang. Sie befindet sich gleich südlich anschliessend an den Iseosee und umfasst 19 Gemeinden. Besonders der Schaumwein hat der Region ihre Berühmtheit verliehen.
Wenn du dich in den professionellen Weinkellern umschauen und am einen oder anderen Glas des Franciacorta-Weins nippen möchtest, bieten sich geführte Weintouren* an.
Weiter gehts dann durch den sogenannten Parco Oglio Nord – eine grosse Zone entlang dem Fluss, in der sich kleinere Naturschutzgebiete befinden.
Übernachtung Pontevico
In Pontevico gibt es keine grosse Unterkunfts-Auswahl. Ich habe nur 2 Hotels gefunden:
Falls die beiden schon besetzt sind, suchst du am einfachsten über Booking.com nach etwas in der Nähe:
Etappe 4: Pontevico – San Matteo delle Chiaviche
78 km
Jetzt gehts also durch den Parco dell’Oglio Sud und dem Po entgegen. Manchmal mäanderst du mit dem Fluss, manchmal entfernst du dich etwas vom Flusslauf. Die Landschaft ist jetzt ganz flach. Heute ist mehr Meditation als Abenteuer angesagt.
Der Oglio-Radweg endet am Ponte di Barche in San Matteo delle Chiaviche fast auf Meereshöhe – 20 m. ü. M.
Schau dir die Brücke (auch Ponte di Torre oder Torre d’Oglio) unbedingt an. Sie ist eine der wenigen «Boots-Brücken», die noch in Betrieb sind. Leider habe ich kein eigenes Foto davon, aber du kannst dir hier ein paar Eindrücke davon holen.
Bücher und Infos zum Oglio-Radweg
Leider gibt es bisher nur wenige Informationen auf Deutsch zum Oglio-Radweg. Bücher habe ich gar keine gefunden.
Die weitaus beste Webseite mit den wichtigsten Informationen und einer riesigen Liste von Übernachtungsmöglichkeiten entlang dem Radweg bietet cicloviadelloglio.it – leider nur auf Italienisch.
Buch: Cicliovia dell’Oglio* von Paulo Patanè
Der einzige Führer in Buch-Form ist ebenfalls nur auf Italienisch verfügbar. Übrigens ist hier der gesamte Radweg in 7 Etappen unterteilt. Im Inhaltsverzeichnis des Buches kannst du sie dir anschauen (auch wenn du das Buch nicht kaufst):
Wie weiter nach dem Oglio-Radweg?
Wenn du am Po angekommen bist, kannst du so weiterfahren:
Dem Po-Radweg nach Osten folgen bis ins Po-Delta. Dort zum Beispiel weiter nach Chioggia und per Inselhüpfen nach Venedig oder daran vorbei in Richtung Caorle und Grado, wo du den Alpe-Adria-Radweg in Richtung Österreich nehmen kannst.
Du kannst dem Po-Radweg natürlich auch nach Westen folgen, aber das ist nicht soooo aufregend.
Du fährst nach Mantua, nimmst dort den Mincio-Radweg nach Peschiera del Garda am Gardasee.
Du fährst nach Parma und von dort über den Cisa-Pass nach La Spezia und dann in die Cinque Terre.
Oder… ich hätte schon noch ein paar Ideen. Lass dich individuell beraten, wenn dich die Auswahl überfordert.
Eine genüssliche Fahrt wünsche ich dir!
Ich bin diesen Radweg auch schon gefahren und ich alles nur bestätigen. Wirklich ein unglaublicher schöner Weg.
Er zählt für mich zu den schönsten die ich bisher befahren habe!
Vielen Dank, lieber Kerschi, das freut mich, wenn auch du den Oglio-Radweg als einen der schönsten empfunden hast. Und du bist immerhin schon einiges gefahren in Italien.
Hallo Doro,
klingt nach einer sehr schönen tour. Am Lago di Iseo war ich letzten Herbst und er ist wirklich wunderschön. Ich bin damals von Milano nach Iseo gefahren, grösstenteils am Radweg Adda entlang, den Du ja auch schon beschrieben hast. Danke auch für diesen Tipp!
Noch eine Verständnisfrage: Du schreibst am Schluss: «Dem Po-Radweg nach Westen folgen bis ins Po-Delta.» – Da fährt man doch aber noch Osten, oder? Die Tour würde ich nämlich gerne mal machen. Und dann ab Venedig mit der Fähre weiter nach Griechenland… 🙂
Vielen Dank auf jeden Fall für Deine Tipps und liebe Grüsse
Haha, lieber Oliphono, da hast du natürlich total recht: nach Osten gehts zum Po-Delta! Vielen Dank fürs aufmerksame Lesen, ich habs gleich korrigiert.
Ansonsten freue ich mich sehr, wenn dir meine Tipps nützlich sind. Ach, und eine Tour nach Griechenland ist natürlich auch famos. Ich freue mich auf Foto von der Fähre oder so 🙂
Gute Fahrt und herzliche Grüsse,
Doro
Was für eine schöne Tour. Würde am Liebsten sofort losfahren!
Ja dann, nix wie los, lieber Ronny! Freut mich, wenn dich der Artikel zum Losfahren inspiriert – danke für die Rückmeldung!
Herzlich, Doro