Der Passo della Cisa ist ein bekannter und beliebter Übergang über den Apennin. Viele Radfahrer benutzen den Pass, um von Parma in der Po-Ebene nach La Spezia in Ligurien zu gelangen. Von da aus ist der Hafen von Genua nahe. Oder du fährst südwärts der Toskana entgegen.

Infos Passo della Cisa im Überblick

Start: Santo Stefano di Magra – mit dem Zug ab La Spezia einfach zu erreichen.

Ziel: Fidenza

Richtung: weniger steile Aufstiege gibts von Süden kommend, während die Nordseite ein paar giftige Steilstrecken hat.

Ideal in 2 Tagen – Übernachtung in Berceto, zum Beispiel im B&B La casa di Marty* Oder im Ostello della Cisa, sofern es offen ist.

Verpflegung unterwegs:

  • Bis Pontremoli in diversen Ortschaften
  • Danach bis zum Pass keine Einkaufsmöglichkeit mehr
  • Bar auf der Passhöhe
  • Vom Pass in Richtung Parma: diverse Ortschaften mit Bars und Läden

Tipp: Vermeide bei schönem Wetter das Wochenende, sonst befindest du dich mitten in mörderischen Motorrad-Rennen.

Rundtour Piacenza – Genua – La Spezia – Passo della Cisa – Piacenza

Du kannst diese Route als eine Rundtour machen, wenn du zuerst von Piacenza nach Genua fährst, dann von Genua nach Chiavari und weiter nach La Spezia.

Ich habe den Zug von La Spezia bis Santo Stefano di Magro genommen, weil diese Strecke von Industrie geprägt (=hässlich) und manchmal nur auf stark befahrenen Strassen zu machen ist.

Falls du noch damit kämpfst, wie du in Italien das Fahrrad im Zug mitnimmst, dann lies gleich diesen Blog-Artikel oder lädst dir die Wegleitung zur Fahrradmitnahme in Italien herunter.

Das Ziel der Passo della Cisa Tour muss auch nicht zwingend Fidenza sein. Ich bin danach bis Piacenza gefahren – um eben die Rundtour abzuschliessen. Du kannst aber auch von Fornovo direkt nach Parma abbiegen. Weitere Tipps für die Weiterfahrt findest du ganz am Schluss des Artikels.

Start in Santo Stefano di Magra

Der Ort gehört gerade noch zu Ligurien. Fährst du auf der SS62 ein paar Kilometer weiter in Richtung Passo della Cisa, überquerst du die Grenze zur Toskana.

Der Anfang ist mässig attraktiv. Ich erwarte viele Rennradfahrer, aber obwohl Samstag ist, sind vor allem Autos unterwegs.

Bis Pontremoli ists auch erstaunlich flach. Du kannst also gemütlich vor dich her kurbeln.

Wundere dich nicht über die vielen Wanderer, die hier unterwegs sind: der Pilgerweg Via Francigena führt über den Passo della Cisa. Du kannst übrigens auch per Fahrrad die Via Francigena erleben.

Schmuckes Pontremoli

Die ersten 30 Kilometer bis Pontremoli fahre ich praktisch durch. Und dann überrascht mich diese nördlichste Gemeinde der Toskana total.

Es ist Samstag Morgen, eine Menge gut gelaunter Menschen ist unterwegs. Fest-Stimmung. Das Fest finde ich allerdings nicht. Oder anders: es reicht schon, in Pontremoli unterwegs zu sein, um in Festlaune zu geraten.

Die Altstadt ist klein, aber hier wird offensichtlich darauf geachtet, dass kleine Geschäfte überleben und nicht von den ewig gleichen Grossen gefressen werden.

Auf dem Hauptplatz sind die Cafés an diesem Morgen gut besucht. Offensichtlich sind hier auch italienische Touristen am Geniessen.

Auf dem Hauptplatz in Pontremoli
Unterwegs zum Passo della Cisa - Pontremoli
Am Hauptplatz von Pontremoli
Blick auf die Altstadt von Pontremoli
Fluss Magra in Pontremoli

Hoch zum Passo della Cisa

Nach dem gemütlichen Trödeln in Pontremoli, beginnt meine eigentliche Arbeit:

Die nächsten 25 Kilometer bis zur Passhöhe gehts stetig aufwärts. Selten steil, zum Glück. Ein richtig angenehmer Pass mit erstaunlich wenig Verkehr – auf dieser Seite, um diese Zeit zumindest.

Fahrt von Pontremoli zum Passo della Cisa
Auf der Passhöhe Cisa

Die Überraschung folgt auf der Passhöhe:

Auf einem Parkplatz haben sich Dutzende Motorradfahrer versammelt. Offenbar ist heute der Tag, an dem sie nur die Nordseite des Passes befahren. Oder ich hatte einfach das Glück, dass ich nur zu jener Zeit auf der Passstrasse war, als bei den Motorisierten gerade Pause angesagt war.

Am nächsten Tag wirds dann anders aussehen. Auf der Abfahrt in Richtung Parma wirds richtig ungemütlich auf der Strasse. Es ist Sonntag, und ich frage mich, ob ein Teil der Motorradfahrer noch Alkohol vom Samstagabend im Blut haben – so mutig, ja fahrlässig, donnern sie zu nahe an mir vorbei, schneiden Kurven, auf denen ich entgegenkommen, gefährden auch Autofahrer.

Merk dir: diese Strecke fährst du besser nicht am Wochenende!

Übernachtung auf dem Passo della Cisa

Aber jetzt ist erst einmal eine Übernachtung angesagt.

Natürlich lässt sich die Überquerung des Passo della Cisa auch an einem Tag machen, aber mir ist eine Etappe von 127 km an einem Tag zu lang, und zudem treffe ich heute hier oben einen Freund, der den Pass von Piacenza aus fährt.

Mein Glück, dass mein Freund das Ostello della Cisa kennt und für uns Abendessen und Übernachtung gebucht hat. (Update 2022: das Ostello scheint für Übernachtungen offen zu sein, aber wohl nicht immer mit Abendessen. Probiers mal per Tel. +3905264153)

Die Herberge befindet sich in einem ausrangierten Haus zum Unterhalt der Strasse, auf knapp 1000 Metern über Meer. An diesem späten Nachmittag Ende September ist es bereits so kühl, dass ich meine Hände kaum noch spüre und mich eine Stunde lang am offenen Feuer in der Wirtsstube aufwärme. Gemütlich ists hier.

3 Highlights des Ostello della Cisa:

  • Wirt Mirco ist ein Original. Sein Humor trifft meinen vollkommen, und es gibt eine Menge zu lachen.
  • Hier gibts keinen Handy-Empfang. Und kein WLAN. Das irritiert den modernen Menschen und die Bloggerin zu Beginn. Als dann jedoch alle Anwesenden realisieren, dass heute keine Nachrichten aus dem Kistchen mehr zu erwarten sind, beginnen sie sich miteinander zu unterhalten.
  • Das Abendessen ist hervorragend. Mircos Frau und Tochter kochen wie zwei Göttinnen. Ich bin hin und weg.

Die Herberge ist auch bei den Pilgern der Via Francigena und anderen Wanderern sehr beliebt. Mit an der langen Abendessen-Tafel sitzen:

  • Eine Gruppe von jungen Italienern aus der Region, die das Wochenende zu Fuss erleben.
  • Ein junger Engländer, der die gesamte Via Francigena ab Canterbury gelaufen ist. In etwa 3 Wochen wird er in Rom ankommen.
  • Ein älterer Engländer, den es immer wieder auf Pilgerwege zieht. Eine Fundgrube an Geschichten.
  • Ein jüngeres Paar, sie Französin, er Spanier, mit ihrer 3-jährigen Tochter Naja. Die kleine Familie wandert seit Wochen durch Italien. Total entspannt und unkompliziert. Und Naja verzaubert mit ihrem Charme die ganze Gesellschaft.

Das Frühstück ist dann gleich nochmals eine Freude. Mirco und seine Familie sind zwar nicht mehr anwesend, aber es steht alles bereit, was du dir fürs Frühstück wünschen kannst. Und wieder dieser lange Tisch, wo sich die Gäste so unbeschwert unterhalten.

Leider, leider hat der fehlende Handy-Empfang zur Folge, dass mein Telefon in der Fahrradtasche bleibt, und ich kein einziges Foto von diesem umwerfenden Abend und seinen Protagonisten mache. Wie schade.

Berceto

Nach der hoch erfreulichen Übernachtung im Ostello della Cisa fährt es sich an diesem wunderschönen Morgen besonders gut los. Es ist noch frisch, aber die ersten Sonnenstrahlen wärmen uns Radfahrer.

Nach 7 km ist bereits wieder eine Pause angesagt: Berceto lädt uns zu einem Rundgang ein. Der Halt lohnt sich – an jeder Ecke gibt es hübsche Details zu bestaunen. Der Dom und die Plätze um ihn herum vermitteln eine grosse Ruhe, die an diesem Sonntag Morgen besonders zur Geltung kommt.

Berceto in der Emilia-Romagna
Am Passo della Cisa in Berceto
Berceto in der Emilia Romagna

Wann gehts denn jetzt endlich hinunter?!

Das ist schon merkwürdig. Gestern bin ich auf den Passo della Cisa, stetig HINAUF gefahren. Jetzt gehts hinunter, Parma entgegen. Voller Erwartung auf die lange Abfahrt sitze ich auf dem Fahrrad, aber es geht gefühlt mehrheitlich aufwärts. Ein bisschen herunter, und ich denke «Ah, jetzt, endlich, die Abfahrt beginnt», und schon folgt der nächste Aufstieg. Wann gehts denn hier wieder HINUNTER?!

11 km nach Berceto, in Cassio, schauen wir in der Schwester-Herberge des Ostello della Cisa vorbei. Mein Begleiter legt mir nahe, einen Blick in das Ostello di Cassio zu werfen. Ich kann mir gar nicht so vorstellen, was denn hier so speziell sein soll. Eine Herberge halt.

Es pustet mich fast um. Das Ostello di Cassio ist ein Museum. Das ganze Haus ist mit hunderttausend Dingen ausgestattet. Um nicht zu sagen: Gerümpel. Nein, es ist nicht schmuddelig, aber halt dermassen voll, dass man keinen Schritt tun kann ohne irgendwas anzustossen oder von der Wand zu fegen. Zum Gucken fantastisch!

Übernachten am Passo di Cisa

Eine ganze Weile verläuft die Strasse auf einem Grat, der mich stark an den Schweizer Jura erinnert. Ja, auch die Pferde stehen hier herum wie im Jura. In dieser herbstlichen Morgensonne ist das ganz bezaubernd.

Dann endlich folgt die Abfahrt. Und fast zeitgleich geht das mit den wilden Motorrädern los (siehe weiter oben). Bin ich froh, habe ich jemanden dabei, der sich auskennt und bald schon auf ein Strässchen abzweigt, auf dem wir praktisch alleine fahren.

Der totale Frieden bis nach Fornovo di Taro.

Über kleine Landsträsschen gelangen wir schliesslich nach Fidenza.

Fidenza

Fidenza. Eine dieser vielen italienischen Städte, deren Namen ich schon gehört habe, aber nicht mal weiss, wo genau sie liegen.

Jetzt weiss ichs: Fidenza liegt zwischen Parma und Piacenza in der Emilia-Romagna, gehört zur Provinz Parma und hat etwa 27’000 Einwohner. Wichtig war Fidenza vor allem im Mittelalter als Station auf der Via Francigena. Falls es dich interessiert, kannst du dir hier eine Karte der Etappen der Via Francigena anschauen.

Wie so oft auf meinen Radreisen in Italien, gerate ich zufällig an einen Ort und entdecke ein neues Juwel in diesem Land. Fidenza gehört auf jeden Fall dazu. Obwohl es Sonntag um die Mittagszeit ist und die Innenstadt entsprechend ausgestorben, ist der Charme von Fidenza nicht zu übersehen. Kannst du auf die Liste der Städte nehmen, die du noch erradeln willst.

Unten siehst du den Palazzo Comunale:

Palazzo Comunale Fidenza

Der Dom von Fidenza:

Dom von Fidenza

Von Fidenza aus kannst du jetzt nach Nordwesten fahren und in Piacenza die Rundtour vollenden, von der ich zu Beginn des Artikels gesprochen habe.

Oder du fährst südöstlich nach Parma, Reggio Emilia, Modena und Bologna. Und gleich weiter nach Ravenna oder Rimini ans Meer. Also, wenn du nach Parma willst, zweigst du am besten schon in Fornovo di Taro ab. Aber das wird dir deine Karte oder dein Navi bestimmt rechtzeitig anzeigen.

Oder: 20 Kilometer nördlich stösst du auf den Po-Radweg, dem du dann westwärts Richtung Pavia und Mailand folgen kannst – oder ostwärts zum Po-Delta und damit zur Adria. Und warum dann nicht gleich die Ciclovia Adriatica anhängen…?