Siziliens Süden per Fahrrad – das ist der 3. von 4 Artikeln, die die Umrundung Siziliens im Gegenuhrzeigersinn beschreiben.
Dieser Teil führt durchs Landesinnere in die Barockstädte Mòdica und Noto, über den südlichstens Punkt Siziliens ins prächtige Syrakus und schliesslich nach Catania. Die vorherigen Artikel findest du ganz am Ende des Artikels verlinkt.
Tour gefahren im April 2014, letzte Aktualisierung: Februar 2023
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Karte und GPS-Daten
Hier gehts direkt zur Route* in Komoot. Sie ist als 5-Tagestour konzipiert. Du kannst dir dort auch jede Tagesetappe einzeln anschauen.
Die GPS-Daten kannst du dir auf Komoot herunterladen, wenn du den entsprechenden Ausschnitt gekauft hast oder Premium-Mitglied bist. Falls du die Daten nicht herunterladen kannst, kontaktiere mich bitte.
*Bitte beachte, dass die Route am Computer erstellt ist und von der tatsächlich gefahrenen Route abweichen kann.
Siziliens Landesinnere – nach Piazza Armerina
Ab der Industriestadt Gela fahre ich ins Landesinnere. Mein nächstes Ziel sind die Mosaike im Ort Piazza Armerina, mitten in Sizilien.
Kaum lasse ich die Küste hinter mir, werden die Wolken dunkler und dunkler. Zum Glück sehen die bloss so aus, als würden sie gleich runterfallen. Ich bleibe trocken und geniesse das friedliche Aufwärtspedalen.
In Piazza Armerina verbringe ich viel Zeit in der Villa Romana del Casale. Ein prächtiges Mosaik liegt neben dem nächsten. Wenn du Bilder der Mosaike sehen möchtest, schau auf der offiziellen Seite der Villa Romana – ich darf bei meinem Besuch keine Fotos machen.
Bei meiner folgenden Fahrt durch das Landesinnere halten die düsteren Wolkentürme nicht immer dicht. Immer wieder mal ein Regenguss, ich bleibe gleichmässig nass. Der Ätna lässt sich auch nicht blicken, obwohl ich ihm jetzt schon nahe bin.
Barockstädte Mòdica und Noto
Vom Regen getrieben, bin ich ganz schnell im Süden. Fährst du vom Landesinnern Richtung Küste, gehts, egal in welche Richtung du fährst, entspannt abwärts. Rollen lassen, und du bist in Kürze wieder am Meer, wo das Klima meistens freundlicher ist.
Ausser in diesem April. Wackelwetter, viele Regenschauer, kühl bis kalt. So schrumpft meine Erkundungslust ganz schnell.
Mòdica und Noto sind in diesen kühlen Tagen meine Rettung. Die beiden Barockstädte bieten so viel zu sehen, dass ich das Fahrrad ohnehin gern stehenlasse, um zu Fuss auf Entdeckungstour zu gehen.
Im B&B Al Cortiletto in Mòdica darf das Velo, so nass und verschmutzt es auch ist, mit ins Zimmer. Das schätze ich ganz besonders.
Auf Anraten der Gastgeberin gehe ich abends ins Restaurant ums Eck, in die Osteria dei Sapori Perduti. Das ist essenstechnisch eine Freude, und sozial ebenso. Ich treffe auf andere Deutschsprachige, was auch wieder einmal nett ist:
Genudelt vom Tag sitze ich alleine an einem Tisch, als ich ins Gespräch mit dem Nebentisch komme. Stefan, Brigit und Tochter Paula sind drei aufgeschlossene, lustige Deutsche, die mich sofort einladen, zu ihnen an den Tisch zu sitzen. Gleich darauf gesellt sich Nathalie zu unserem wackeren Trüppchen.
Nathalie ist Schweizerin, die eine Fahrradwoche mit dem Anbieter von Aktivferien Eurotrek macht. Das bedeutet, dass sie zwar individuell fährt, aber einem besonders fahrradtauglichen Routenvorschlag folgt. Ihre Unterkünfte sind vorausgebucht. Ich bin sicher, dass sie schönere Wege fährt als ich und entspannter fährt, weil sie ein Bett auf sicher hat. Ich beneide sie ein bisschen darum. Weil ich so planungsfaul bin und mich noch immer nicht zu einem Navi durchringen konnte, fahre ich oft Strecken, die mehr praktisch als schön sind.
Ein unvergesslicher Abend ist dieses Abendessen in Mòdica. Was mir wieder einmal zeigt: Alleine reisen ist toll, aber was die Reise richtig toll macht, sind die Menschenkontakte.
In Noto zeigt sich am nächsten Tag die Sonne, als wäre nichts gewesen:
Südlicher als Tunis
Am südlichsten Ort von Sizilien, in Portopalo di Capo Passero, schüttets wie aus Kübeln. In dieser Gegend wachsen die bekannten Pachino-Tomaten. Ob die sich wenigstens freuen über das viele Wasser, das vom Himmel fällt?
Hast du gewusst, dass der südlichste Ort Siziliens südlicher als Tunis liegt?
Ich fahre zügig nordwärts, tropfnass. Sobald ich anhalte, beginne ich zu frieren, also immer weiter. Zwei Stunden vor Siracusa lichten sich die Wolken, und dann wirds gleich prächtig:
Siracusa (Syrakus)
Fährst du in Siracusa ein, bist du erst einmal ernüchtert. Dann merkst du, dass die Altstadt auf der Insel Ortigia liegt. Bist du einmal dort, willst du nicht mehr weg. Die unsäglichen Touristenströme bewegen sich vor allem um den Dom herum, der in der Tat umwerfend ist.
Ganz besonders schön ist der Spaziergang auf der alten Stadtmauer von Siracusa. Hier kannst du stundenlang in Ruhe am Meer entlang laufen.
Für Antiken-Fans: in der Neustadt von Syrakus liegt ein archäologischer Park mit Überresten der antiken Stadt*, unter anderem einem der grössten griechischen Theater überhaupt. Auch das archäologische Museum befindet sich im nördlichen Teil der Neustadt.
Auf nach Catania
Die Ausfahrt aus Siracusa ist für Radfahrer eine wahre Freude: ein altes Bahntrassee wurde zu einem Radweg umfunktioniert.
Die Insel Ortigia vom Radweg aus gesehen, nördlich von Siracusa:
Nach diesem Prachtseinstieg folgt der grauenhafteste Teil meiner ganzen Sizilien-Reise. Der Küstenabschnitt 50 Kilometer südlich von Catania gehört alleine der Industrie.
Wenigstens gibt es die alte Staatsstrasse, die parallel zur Autobahn entlangführt. Allerdings ist die dermassen vernachlässigt, dass Beschriftungen fehlen und ich nicht nur einmal falsch einspure, dass ich irrtümlicherweise auf der Autobahn lande.
Das Wetter verdüstert sich wieder, ein eiskalter Gegenwind pustet mir ins Gesicht, Schauer gehen nieder, und die Raffinerien und gigantischen Fabrikhallen machen mir Angst.
Was für eine Erleichterung, als ich in Catania einrolle. Der knackige Verkehr ist pure Erholung zu den zurückliegenden Kilometern.
Auf dem Campingplatz Jonio* erhole ich mich erst mal von den Strapazen und mache am nächsten Tag eine gemütliche Runde nach Aci Castello und zurück.
Immer wieder höre ich übrigens auch Gutes vom Ostello degli Elefanti* mitten im Zentrum von Catania.
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Der nächste Abschnitt dieser Sizilien-Umrundung von Catania, über den Bauch des Ätna und schliesslich zurück nach Palermo, findest du im Artikel Sizilien per Fahrrad: Ätna und der Norden.
Sizilien-Umrundung in 4 Artikeln
Die weiteren 3 Artikel zu dieser Sizilien-Umrundung findest du hier:
Ich wünsche Dir alles gute, viele tolle Erlebnisse, nette Menschen, schöne Touren, gemütliche Unterkünfte und alles was Du Dir sonst noch für Dein Nomadenleben erträumst!
Hut ab, vor soviel Mut und Lebensfreude!
Machs guet und bin scho gspannt z ghöre was alles erläbsch!
Oh, danke dir herzlich, liebe Barbara, für deine guten Wünsche! Kann ich alles sehr gut gebrauchen 🙂
Ich freue mich, dass du an meinem Abenteuer teilhast.
Alles Liebe dir,
Doro