Durchs Veneto per Gravelbike – das ist ein Gastartikel von Markus Kerschhacker. Die Infos über Markus und das Seaside2Seaside-Team findest du am Ende des Beitrags.


Um die wahrscheinlich erste Frage gleich mal zu beantworten: Seaside2Seaside sind 4 Jungs, die auf ihren Drahteseln den amerikanischen Kontinent durchqueren werden.

Warum? Aus zweierlei Gründen:

  • Zum einen, weil sie scheinbar den Verstand verloren haben 😁.
  • Zum anderen, weil sie Geld für das Projekt SUIBAMOOND sammeln wollen.

SUIBAMOOND ist eine Organisation, die sich um misshandelte/missbrauchte Kinder und Jugendliche kümmert.

Corona hat uns den Terminplan ordentlich durcheinander gewirbelt, so dass wir nicht wie geplant im April 2020 in die USA starten konnten.
Um nicht ganz aus den Fugen zu geraten, müssen wir im Training bleiben. Und wo könnte man das besser als in Bella Italia?

1. Etappe: St.Radegund → Faistenau

88 km ↗ 810 m ↘ 550 m

So starten Leo und ich am 5. September von meiner Heimat nach Schönram in Bayern, um da Stefan aufzusammeln. Sein Kumpel Bernd, der auch unsere USA-Tour unterstützt, bringt ihn den langen Weg vom Allgäu in den Chiemgau. Bemerkenswert.

Nach einer kleinen Stärkung im Braugasthof Schönram zischen wir los, um am späten Nachmittag Felix zu treffen. Er hat während eines Dorffestes in seiner Heimat eine kleine Kunstausstellung.

Der Weg führt nach Salzburg – die Altstadt ist immer eine Reise wert – auf weitestgehend verkehrsarmen Strassen. In Elsbethen, dem südlichen Stadtrand von Salzburg, biegen wir nach Vorderfager und Faistenau ab. Eine wunderschöne Gegend mit kaum Verkehr.

Es ist den ganzen Tag etwas frisch, das kann man jedoch durch Strampeln ein wenig kompensieren. Strahlender Sonnenschein erwartet uns in der traumhaften Gemeinde Faistenau.

4 Fotos von einer Radtour

Tag 1 ist geschafft. Wir verbringen die Nacht im Liftstüberl* in Hintersee, für 41 € pro Nacht und Person, inklusive Frühstück im Doppelzimmer. Eine ruhige Lage mit Top-Vermietern. Die Räder dürfen die Nacht in der Kneipe verbringen 😊

2. Etappe: Faistenau → Mallnitz

136 km ↗ 1450 m ↘ 970 m

Der Tag beginnt mit launigen 5°C. Da ziehen wir uns doch gleich mal die kurzen Hosen an (was anderes haben wir eh nicht dabei 😂). Nun sind wir komplett, Felix ist ab heute mit von der Partie.

Vom Hintersee geht unsere Route über die Strubklamm (wenig Verkehr, atemberaubende Bergwelt), das Weissenbachtal nach Hallein. Da stossen wir auf den Alpe-Adria-Radweg. Es folgen der Pass Lueg, schöne Orte wie Werfen mit der gleichnamigen Burg. Und schliesslich Bischofshofen. Erster Stopp für ein Mittagessen. 

Frisch gestärkt, folgen wir weiter dem Salzachtal, um bei Lend Richtung Gasteinertal abzubiegen. Davor müssen aber noch ein paar knackige Anstiege bewältigt werden. Das kommt gut nach dem Mittagessen 😕

Nachdem wir den Tunnel bei Lend (mit eigener abgetrennter Fahrradspur) verlassen, streben wir die Verladestation in Böckstein an. Davor durchreiten wir Dorfgastein, Bad Hofgastein und das altehrwürdige Bad Gastein. Imposant ist der Wasserfall mitten im Ort.

4 Fotos Radtour in Österreich

Am späten Nachmittag und schon tief stehender Sonne, erreichen wir bei ebenso tiefen Temperaturen Böckstein und verlassen das Tal mit dem Zug durch einen Tunnel Richtung Mallnitz in Kärnten.

Die Fahrt kostet 5 € (Bike + Fahrer), dauert 11 Minuten und startet immer 20 Minuten nach der vollen Stunde.

Unsere Bleibe für diese Nacht heisst Hotel Mallnitz Appartements*. Wir finden sie nach wenigen Fahrminuten vom Bahnhof.
Kosten pro Person : 44 € im Doppelzimmer

Die Besitzerin ist total zuvorkommend. Sie wäscht für ein kleines Entgelt unsere Kleidung. Im Restaurant essen wir gut und haben einen netten Abend. Die Bikes schlafen im versperrten Heizraum.

3. Etappe: Mallnitz → Camporosso

128 km ↗ 700 m ↘ 1070 m

Der Tag beginnt, wie der letzte endete: kalt. Wir drehen noch eine kleine Schleife durch den Ort, ehe es von Mallnitz (1200 m Höhe ) 8 km steil bergab nach Obervellach geht (knapp 700 m). Nur langsam tauen unsere Knochen auf.

Der Weg entlang der Möll wechselt immer wieder die Seiten. Ein langes weites Tal tut sich auf.

Nach etwa 32 km erreichen wir hinter Möllbrücke die Drau, der wir nun folgen. Jetzt macht sich das Gravelbike richtig bezahlt. Immer wieder wechselt der Strassenbelag.

In Villach, nach etwa 85 km, machen wir Mittagspause. Die Stadt bereitet sich gerade auf eine Harley Bike Week vor. Überall Motorradfahrer und fette Bikes. Tolle Stimmung in der ganzen Stadt.

5 Fotos von einer Gravelbike-Tour

Aber für kein Geld der Welt würden wir unsere Bikes eintauschen wollen. Muskelkraft ist die Devise.

Die will auch gleich wieder gebraucht werden: Italien wartet! Es geht noch kurz flach weiter, ehe es zur Grenze hin wieder ansteigt. Nach 114 km ist es soweit, wir überqueren die Grenze in Tarvis.

Ciao Italia … erste Aktion … ein Selfie an der Grenze.

Die zweite wichtige Aktion heisst caffè. Wir fühlen uns gerade pudelwohl. Man merkt jedem an, wie glücklich er ist, hier zu sein, in Italien. Nun haben wir nur noch wenige Kilometer bis zur heutigen Station Camporosso.

Stefan erzählt schon die ganzen Tage von einem Radweg, der auf einer ehemaligen Bahntrasse führt. Mit einem Zählwerk zur Erfassung der durchgefahrenen Radler. Er will unbedingt da hin.

Unsere Unterkunft in Camporosso, das Hotel Sogni D’Oro*, in der Via Valcanale, liegt direkt an diesem Radweg. Und prompt erfahren wir, dass wir das Zählwerk um wenige Kilometer verpasst haben. Und nur, weil der heutige Navigator (ich) versagt hat. Das kann ich mir natürlich lange anhören 😂.

Der Vermieter ist mal wieder ein Glücksgriff. Die Räder dürfen in den warmen Keller, die Pedalritter bekommen Zimmer vom Feinsten. Aber wirklich vom Feinsten, und das zu einem anständigen Preis von 57 € pro Mann und Nase im Doppelzimmer. Es ist alles sauber und top gepflegt.

20 Meter nebenan ist das Restaurant Papillo … wieder fürstlich gespeist.

Einziger Wermutstropfen ist die naheliegende Autobahn. Aber man kann nicht alles haben

4. Etappe: Camporosso → Portogruaro

135 km ↗ 270 m ↘ 990 m

Nach einem fantastischen Frühstück, schwingen wir uns auf den Radweg. Aber erstmal zurück. Die Scharte von gestern muss ausgewetzt werden.

Der Navigator von gestern wird ausgewechselt.

Nach einem Foto am Zählwerk richten wir unsere Nasen aber wieder Richtung Süden. Heute geht es tendenziell bergab.

4 Radfahrer am Fahrradzählwerk

Wir befahren den spektakulären Pontebbana-Radweg. Die umgewidmete Bahntrasse führt über tolle Brücken, vorbei an ehemaligen Bahnhöfen (z. B. Chiusaforte), durch Tunnel mit Bewegungsmeldern für die Beleuchtung. Oftmals hoch über dem Tal auf Stahlkonstruktionen nur mit Gitterroste. Ein einmaliges Erlebnis.

Fotos von Radweg auf altem Bahntrasse

Kurz vor Carnia müssen wir aber mal ein paar Kilometer auf der Hauptstrasse radeln. Dafür werden wir danach durch den Fiume Tagliamento wieder belohnt.

Bei Venzone wechseln wir auf die verkehrsarme Nord-/Westseite.

In Braulins trennen wir uns vom Alpe-Adria-Radweg und fahren unsere selbst geplante Route, um nach ca. 70 Tageskilometern, gleich hinter Peonis, an einen ganz besonderen Ort zu kommen.

Zu einer Parkbucht an der SP41, mit dem Denkmal für Ottavio Bottecchia.
Einem ehemaligen italienischen Fahrradentwickler und -hersteller. Einem Rennradfahrer, der unzählige Erfolge feiern durfte.

Das Denkmal steht an dem Ort, an dem er 1927 schwer verletzt aufgefunden wurde. Wenige Tage später verstarb er. Nach Jahrzehnten wurde das Rätsel um seinen Tod gelöst. Am Sterbebett erzählt ein Bauer, er habe ihn erschlagen.
Ein trauriger Ort.

Denkmal für Ottavio Bottecchia

Wir fahren die SP41 weiter, durch einen Naturpark, und kommen zum Lago di Cornino. Er spiegelt in einem wunderbarem Grün und Blau.
Manchmal hat man Glück und trifft unverhofft auf ein wunderbares Kleinod.

Lago di Cornino

Die folgenden Strassen sind allesamt sehr gut zu befahren. Guter Belag und wenig Verkehr.
Die Dörfer, durch die wir kommen, sind klein und fein. Jedes lädt zum Verweilen ein. Leider können wir diese Einladungen nicht immer annehmen.

In Spilimbergo ist es aber dann soweit. Wir erliegen dem Charme, aber noch mehr dem Hunger und machen Mittagspause in der Osteria Al Mus C’Al Svuale di Maritan Fabio*. Ich gönne mir Polenta mit Fisch. Ein Gedicht.

Die kalten Temperaturen von heute Morgen sind vergessen. Eine wohltuende Wärme stellt sich mit jedem Kilometer weiter nach Süden ein. Das schreit nach Gelato. Gelato muss her!

In San Vito al Tagliamento ist es dann soweit. Am Piazzale del Santuario gibt es in der Gelateria Alla Rosa ein wunderbares Eis. Mit Blick auf die Kirche Santuario Madonna di Rosa.

Etwas runtergekühlt fahren wir in die Abendsonne. Durch schmale Nebenstrassen erreichen wir kleine Orte wie Bagnarola und Bagnara, bis wir Portogruaro erreichen.

Eine Kleinstadt aus dem 12. Jahrhundert mit unglaublichem Charme. Und dieser spiegelt sich in seinen Bürgern wider.
Im speziellen Fall unseres heutigen Gastgebers. Das Hotel Valentino* in der Via Cavour ist ein MUST.

Zur Begrüssung gibt der Hausherr gleich mal einen caffè aus. Und outet sich als Radfreak. Der leider, so erzählt er uns, von einem Auto angefahren wurde. Und nun nicht mehr so fahren kann, wie er möchte. Zumindest für den Moment. Er erzählt von seiner Tour auf den Mont Ventoux in Frankreich. Und seinem Traum, seine Tochter in Madrid zu besuchen. Natürlich mit dem Rad. Wir hängen an seinen Lippen und hören gespannt zu.

Er ist einer von uns!

Wir waschen dann erstmal wieder unsere Kleidung. Same procedure as every day. Und hängen unsere Sachen beim Fenster raus. Als die Hausherrin uns zusieht, beginnt sie ob unseres Treibens heftig zu lachen. Kann man es besser erwischen? Wohl nicht!

Wir stapfen durch die Stadt, geniessen den Abend und die angenehme Temperatur.

Kirche in Portogruaro

Wir sitzen lange im Freien und haben es lustig. Wie geht es uns doch gut!
Und das für 45 € pro Nacht/Person im Doppelzimmer.

Mehr gibt es nicht hinzuzufügen.

5. Etappe: Portogruaro → Padua

148 km ↗ 190 m ↘ 130 m

Als wir uns an den Frühstückstisch im Garten (!) setzen, ist unser Gastgeber schon bestens vorbereitet. Er fragt gar nicht, was wir wollen. Er weiss, was ein Radler braucht. Saft, Wasser, caffè, einen Berg Rührei, Brot und Salami. Er liest uns jeden Wunsch von den Augen ab.

Frühstückstisch mit Radlern

Während wir geniessen, geht er in den Schuppen, zieht ein altes Bike heraus und erzählt uns die Geschichte des Erwerbs. Ein schönes Teil, mit Rahmenschaltung usw. Wir haben ihn ins Herz geschlossen.

Hinter der Stadt geht es gewohnt flach und über landwirtschaftlich genutzte Flächen oft viele Kilometer schnurgerade weiter.

Die Gegend ist durchzogen von Wassergräben und Kanälen. So müssen wir auch mal ein Stück vom Ziel wegfahren, um einen Kanal zu überqueren. Das wollen aber nicht nur ein paar Radler, sondern auch eine Unzahl an PKW und LKW. Bis man als Radler dran kommt, kann das dauern. Es sei denn … es gibt einen LKW-Fahrer der für 4 Pedalritter den Verkehr blockiert, so dass wir rüber kommen. Ja, du hast richtig gelesen, das hat er gemacht. Ich sehe sein Grinsen noch, als wir uns bei ihm bedankten. So kann das Zusammenleben zwischen Bike und KFZ auch funktionieren … MILLE GRAZIE!!!!!!!!!!

Bis Caorle, etwa 30 km von Portogruaro, tut sich nicht viel Spannendes auf. Die Strecke kann man getrost nutzen, um stur in die Pedale zu treten.
Ein nettes Städtchen, dieses Caorle, besonders die Gegend um den Duomo di Santo Stefano Protomartire. Gleich dahinter ist der Strand. Wir geniessen unsere Ankunft am Meer und schieben unsere Räder über den Strand.

3 Fotos von Caorle

Wir bleiben aber nicht lang. Lido di Jesolo wartet.

Aber… was soll man sagen? Ein Bettenbunker nach dem anderen. Haben wir uns wirklich etwas anderes erwartet? Wohl nur in den kühnsten Träumen.

Ein Strandbesuch ist obligatorisch. Stefan und Felix tauschen die Radhose gegen die Badehose und wühlen das Meer auf. Leo und ich mimen die Klamottenwächter und Lifeguards für die beiden. (Zum Glück ist ihnen nichts passiert 😂)

2 Radfahrer am Strand

Hinter Jesolo machen wir Halt, um das beste Risotto mit Meeresfrüchten aller Zeiten zu essen. Und das gibt es im Ristorante Trattoria alla Cacciatora* in San Donà di Piave.

Wir fahren ein Stück dem Fiume Sile entlang. Durch einen dummen Navi-Fehler (ich war diesmal nicht schuld!) fahren wir auf die SP43. Eine enge Schnellstrasse mit unglaublich viel rasantem Verkehr.
Wir gehören eigentlich gar nicht auf so eine Strasse. Aber es gibt keine Möglichkeit mehr, davon runter zu kommen. Wir sehen links von uns den Radweg und können nicht hin.

Überholende LKWs saugen uns förmlich an. Es ist wirklich kein Spass mehr. Und ganz nebenbei enorm gefährlich.
Das stresst ein paar von uns ganz gehörig. Mehr als verständlich. Nun ist Krisenbewältigung angesagt. Wir müssen das Beste draus machen und schauen, dass wir rasch und vor allem sicher aus der Nummer rauskommen.

Nach 20 km erreichen wir endlich Mestre. Zumindest den Stadtrand … und alles entspannt sich wieder.

Es dauert nicht lange, und die nächste Aufregung ist da. Felix wird von einer Strassenbahnschiene verschluckt und stürzt. Grosse Aufregung, auch bei den Passanten. Wildes Geschrei, zum Glück verstehe ich nichts. Aber es ist ziemlich eindeutig ein Anschiss 😏.

Unser Junior ist fix wieder auf den Beinen.
Ausser einer kaputten Hose und einer Abschürfung ist zum Glück nichts passiert.
Nun brauchen wir ein Eis, ein Bier und eine kleine Verschnaufpause. Und das gibt es in der Via Palazzo.
Erst 100 km unterwegs heute, und schon so viel Aufregung.

Kaputte Radhose nach Sturz

Das “Städtchen” ist ganz schön gross … bis wir da mal draussen sind …

Durch viel Gegend fahren und geniessen wir die Abendsonne und die Ruhe bis Padua. Mit der Ruhe ist es aber dort ganz schnell vorbei. Wir erreichen die Stadt in der Rush Hour.

Im Hotel Al Cason* in der Frà Paolo Sarpi verbringen wir die Nacht. 34 € pro Person im Doppelzimmer werden fällig. Ein kleiner Preis. Aber entsprechend ist die Qualität und Lage (Bahnhofsnähe). Es sollte sich als die schlechteste Unterkunft der Tour herausstellen. Aber diesen Platz muss auch jemand einnehmen.
Zumindest die Räder haben einen guten Platz in der versperrten Tiefgarage.

Zur Innenstadt gehen wir 20 Minuten. Tut gut, nach so einem aufregenden Tag. Es ist warm, und wir können den Abend im Freien verbringen. Essen und Trinken sind wieder ohne Tadel.

6. Etappe: Padua → Verona

119 km ↗ 610 m ↘ 530 m

Nach dem Start machen wir das, was wir am zweitbesten können. Ziel- und planlos durch die Stadt kurven 😁. Aber so findet man oft ganz schöne kleine Gassen und Plätze. Wie den Piazza dei Signori, auf dem gerade Markt ist. Die Basilica Cattedrale di Santa Maria Assunta, die Basilica di Sant’Antonio di Padova, den Prato della Valle.

Ein Fleckchen schöner als das andere. Padua muss man wirklich gesehen haben. Schön, dass wir hier gelandet sind.

4 Fotos von Vicenza und Padua

Bis Vicenza sind es etwa 50 km. Wir folgen ein ganz langes Stück dem Fiume Bacchiglione, trinken in Montegalda in der Bar Pizzeria Calimero einen caffè.

Kurz vor Vicenza sehen wir links der Strasse die Villa la Rotonda von Andrea Palladio thronen. Vielmehr Felix macht uns auf dieses imposante Bauwerk aufmerksam. Er hat hier während seiner Ausbildung zum Bildhauer Studien gemacht.

Im Caffè degli Artisti, direkt gegenüber dem Palazzo Chiericati, machen wir Mittagspause. Heute gibt es nur was Kleines. Als hätten wir es gewusst, dass es am Stadtausgang wieder grimmig bergauf geht.

Da wir heute auf das Navi verzichten und viel nach Wegweiser fahren, passiert es uns aber, dass wir den Stadtausgang nicht gleich finden … what else.

Auf dem Monte Berico fahren wir auf einen Aussichtsplatz, von dem wir noch einmal einen herrlichen Blick auf Vicenza geniessen.

4 Radfahrer am Monte Berico

v.l.n.r.: Markus, Stefan, Felix, Leo

Die weitere Strasse schlängelt sich wie ein Aal durch das hügelige Gelände und die Weingärten. Viele kleine Orte säumen unseren Weg bis in die Ebene. Auch mal einer mit einem wohlbekannten Namen wie “Soave”.

Radfahrer in Verona

Nach 119 km endet der Tag in Verona.

In der Unterkunft Murari Brà 20*, in der Via Giovanna Murari Brà 20. Wir checken gleich für 2 Nächte ein. Morgen machen wir einen Tagesausflug zum Lago di Garda. Der Preis liegt bei 40 € pro Nacht und Person im Doppelzimmer. Das erste Mal, dass wir kein Frühstück bekommen. Aber es gibt eine kleine Küche und … tatataa … eine Waschmaschine.

Nach dem allabendlichen Prozedere der Reinigung von Wäsche und Körper, gehen wir die 1,5 km in die Stadt.

7. Etappe: Verona → Gardasee → Verona

74 km ↗ 490 m ↘ 470 m

Stefan übernimmt heute die Aufgabe des Navigators. Ganz nebenbei bemerkt, ich blieb nach dem Zählwerk-Fauxpas degradiert.

Für Sightseeing in Verona nehmen wir uns erstmal keine Zeit. Nur für das Frühstück im Conviviale Cafè in der Via Quattro Novembre.
Unsere Räder geniessen Aufmerksamkeit bei den Einheimischen 😍

4 Gravelbikes vor einem Cafe

Danach folgen wir der Adige Richtung Westen. Die ersten 38 km geht es durch wenig spektakuläre Gegend stetig bergan, bis wir kurz hinter Affi unsere Bikes bis zum See runterrollen lassen können. Die letzten 6 km bis Bardolino bieten einen unglaublich schönen Blick auf den Gardasee.
Zielstrebig steuert Lotse Stefan die Pizzeria Gelateria Cristallo* an (er kennt sich aus hier 😉). Es gibt Focaccia und MartiniFresh.

Wir halten uns am See nicht allzu lange auf. Es sind für uns einfach zu viele Touristen. Auch ist das Biken entlang des Sees nicht lustig. Wir werden ja fast von Fussgängern überholt.

Der Rückweg geht über Cisano, Lazise, kleine feine Dörfer wie Colà und Sandra wieder ins Hinterland, das wesentlich schöner ist als der Hinweg.

In Caselle, wenige Kilometer vor Verona, kommen wir am Ristorante Dal Corso* (in der Via Roma) vorbei. Wir beschliessen, Halt zu machen und uns ein Bier zu gönnen. Aber der Schuppen sieht ziemlich edel aus. Es ist alles vom Feinsten. Ob wir da in unserem Radoutfit und den entsprechenden Ausdünstungen Platz nehmen dürfen?

Wir sollten uns irren. Wir werden herzlichst willkommen geheissen. Die Bedienung stellt uns Wurst, Schinken, faschierte Laibchen und duftendes Brot hin. Wir sehen uns mit grossen Augen an und gleichzeitig unsere Euros aus der Brieftasche wandern.

Und schon irren wir das zweite Mal innerhalb weniger Minuten. Für unsere 4 Biere bezahlen wir nur 18 €. In Worten : achtzehn Euro … der Rest war GRATIS … wie lieben wir doch dieses Land!

Bier und Apero-Häppchen

Etwas geflasht fahren wir durch Gewerbegebiete zurück nach Verona.

So richtig wahr nehmen wir das aber nicht mehr. Denn es sind unsere letzten Kilometer auf dieser super schönen Tour.

Fazit

  • Wir haben viel erlebt. Sportlich sowie Land & Leute.
  • Vielen nette Menschen haben unsere Wege gekreuzt.
  • Ausser Felix’s kleines Malheur, ist alles gut gegangen. Gut, dass ihm nicht mehr passiert ist.
  • Wir konnten uns auf unsere Räder verlassen, wir hatten keine Pannen.
  • Auch das Wetter war uns im September hold.

Das Team

Zum Abschluss möchte ich das Team vorstellen:

Stefan Maurus (Alter : 16523 Tage*) aus Durach im Allgäu/Germany

Leo Bessel (Alter : 10509 Tage*) aus Julbach in Niederbayern/Germany

Felix Igler (Alter : 10003 Tage*) aus Faistenau im Salzkammergut/Austria

und ich, Markus Kerschhacker (Alter : 20239 Tage*) aus St. Radegund im Innviertel/Austria
* zum Zeitpunkt des Startes

“Bewaffnet” sind wir 4 mit Orbea Gravelbikes.

Die Rückreise

Zur Rückreise nach Bayern und Österreich nehmen wir den Zug.
Felix, Leo und ich steigen in Innsbruck in den Zug nach Salzburg um. Stefan fährt weiter bis München.

Wer an unserem Projekt Seaside2Seaside interessiert ist, kann Details unter seaside2seaside.com abrufen.

Gastautor Markus Kerschhacker

Ich arbeite als Betriebsingenieur für Elektrotechnik in der chemischen Industrie, liebe Radfahren in allen Varianten, aber auch Wandern und Langlaufen. Mit dem Biken habe ich seeeehr spät angefangen, etwa mit 42. Biken ist mein ganz persönlicher Stresskiller.

Meine Lieblingsländer sind Österreich, USA, Schweiz, Italien, Kroatien, Spanien, China, Schottland, Frankreich. Unbedingt bereisen möchte ich noch: Kanada, Australien, Neuseeland, Südamerika.

Artikel-Autor Markus Kerschhacker

Mein wichtigstes Hobby: Meine Radfreunde und unser gemeinsames Projekt Seaside2Seaside: Einmal quer durch die USA mit dem Rennrad Kalifornien – Florida. Und zwar nicht nur mit sportlichen Ambitionen, sondern mit einem karitativen Zweck: Wir sammeln für das Projekt Suibamoond, das Kinder unterstützt, die Gewalt erlebt haben.

Vielen Dank für diesen lebendigen Artikel, lieber Markus und Team-Freunde!


** Schreib gerne einen Kommentar zu dieser Veneto-Tour per Gravelbike **

Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, schau dir auch den Artikel Bikepacking mit #5 von Samedan nach Rom an, den Markus auf Miss Move veröffentlicht hat.


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