Das ist ein Gastartikel von Gerd Eidmann. Infos über ihn findest du am Ende des Beitrags.
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Diese Veneto-Trentino-Radtour habe ich Mitte September unternommen.
Start und Ziel sollte Verona sein. Dass ich am Gardasee starten konnte, war Zufall oder Glück, denn der Flixbus Düsseldorf-Verona hielt auch in Peschiera del Garda. Damit blieben mir 25 Kilometer Landstrasse ab Verona erspart.
Meine Reise hatte für mich Versuchs-Charakter. (Der Begriff Studienreise wäre irreführend, weil anderweitig besetzt.)
Einmal wollte ich wissen, ob Italien mit dem Bus erreichbar ist.
Dann wollte ich erproben, ob Italien mit dem Rad bereist werden kann, denn Italien gilt nicht als fahrradfreundlich.
Karte und Übersicht über die Tour
Unten siehst du die Route in Bikemap. Du kannst sie dir auch auf Komoot anschauen. Auf beiden Plattformen stehen die GPX-Daten zum Download zur Verfügung.
1. Etappe: Peschiera del Garda – Valeggio – Mantua – Bonferraro
Als ich in Peschiera am Bahnhof aus dem Bus steige, habe ich doch ein flaues Gefühl. Es ist Samstagmorgen, der Bahnhof liegt am Ende einer Sackgasse und ich bin der einzige Fahrgast, der aussteigt. Auch sonst ist kein Mensch zu sehen. Also doch wieder zurück in den vertrauten Bus?
Natürlich nicht! Also sammle ich mich und überlege kurz, was zu machen ist: Sattel montieren, Lenker ausrichten und den gröbsten Schmutz abwischen. Es hat unterwegs geregnet und so sieht das Rad denn auch aus.
Als heutiges Etappenziel habe ich mir Mantua vorgenommen.
Zunächst muss ich eine geeignete Bar finden. Einmal will ich mich nach der Nachtfahrt mit dem ersten “richtigen” Cappuccino belohnen. Dann will und muss ich mich umziehen. Die Bahnhofstrasse erscheint mir dazu unpassend.
Nach wenigen Minuten finde ich die Bar “Sole”. Ein Glücksgriff: Cappuccino, Cornetti mit Crema, ein WC zum Umziehen.
So gestärkt und ermutigt, mache ich eine Besichtigungsrunde durch Peschiera und die Festungsanlage.
Danach geht es auf dem Mincio-Radweg nach Borghetto. Dieses Dörfchen gehört zu den “Borghi più belli d’Italia” – die schönsten traditionellen Dörfer Italiens. Wer achtlos vorbeifährt, ist selber schuld.

Auf dem Mincio-Radweg
Der Mincio-Radweg ist Teil der “Ciclovia del Sole”. Die europäische Bezeichnung klingt weniger prosaisch: “Eurovelo 7”.
Um mir ein Käsebrötchen (Panino) zu beschaffen, mache ich einen Schlenker nach Valleggio, um danach auf den Mincio-Radweg zurückzukehren.
Südlich Borghetto endet die Hügellandschaft der “Colli Morenici” und die Po-Ebene beginnt. Radweg und Landschaft sind dann monoton.
Nach knapp 60 Kilometern erreiche ich Mantua. Die Stadt ist an drei Seiten vom aufgestauten Mincio umgeben. Mir gefällt die Lage. In die Stadt verirren sich nur selten Deutsche. Obwohl diese in Scharen an den Gardasee strömen, ist Mantua noch unentdeckt.
In der Innenstadt entdecke ich eine Konditorei. Ich leiste mir einen Cappuccino und ein Stück Torte. Sehr lecker. Mit € 8,50 allerdings nicht gerade ein Schnäppchen.
Da es erst 15 Uhr ist, fahre ich weiter. Am Ende werde ich fast 100 km gefahren sein, wenn ich in Bonferraro ankomme.
Dieses Bonferraro ist nicht viel mehr als ein Strassendorf. Nach Aussage der Zimmerwirtin gibt es im Dorf keine Speisegaststätte. Ich glaube ihr, fahre ein Stückchen nach Westen und zweige dann ab nach Sorgà. Nach etwa vier Kilometern, finde ich das Ristorante Da Laura (Tel.+39 045 7370222, € 25).
Leider erst auf der Rückfahrt, entdecke ich in Bonferraro am Abzweig nach Sorgà die Trattoria Al Canton. Da dort auch Hochzeiten ausgerichtet werden, kann das Essen nicht schlecht sein. Auch Zimmerwirte können irren.
Übernachtung: Residenza Stazione (Tel.+39 345 859 0399, € 25).
2. Etappe: Bonferraro – Montagnana
Frühstück in einer Bar im Ort. Anschliessend geht es über Nogara nach Ostiglia und dann weiter auf dem Po-Radweg nach Osten. Später verlasse ich den Po, um nach Montagnana zu radeln.
Montagnana ist vollständig von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgeben und gehört ebenfalls zu den “Borghi più belli”.

In Montagnana bleibe ich zwei Nächte, um einen Tagesausflug zu den Colli Euganei und einen nach Arqua Petrarca (ein weiteres “Borghi più belli”) zu machen.
Abendessen: € 31 und € 27
Übernachtung in Montagnana: Bed & Bike Belfiore* mit Gästekühlschrank und Küchenbenutzung (€ 20).
3. Etappe: Von Montagnana nach Padua
Zunächst geht es nach Osten in Richtung Colli Euganei. Da ich nicht noch einmal durch die Hügel möchte, biege ich vor Beginn der Erhebungen nach Norden ab.
Abendessen: € 24
Übernachtung in Padua: Hotel “Arcella”, unmittelbar am Bahnhofsgelände, ohne eigenes Bad, sauber, mit € 40 überteuert.

4. Etappe: Von Padua nach Tezze sul Brenta
Ab Padua folge ich dem Brenta-Radweg. Der Weg verläuft auf dem westlichen Brenta-Ufer, wobei die Auszeichnung verschiedentlich Lücken aufweist.

Besuchenswert ist Cittadelle. Dazu muss man auf das östliche Brenta-Ufer.
Die Brenta sollte man nicht auf der SS53 queren. Das ist zwar möglich und erlaubt, aber nur etwas für Radler mit starken Nerven, denn die Verkehrsdichte ist hoch und es wird schnell gefahren.
Übernachtung und Abendessen in Tezze sul Brenta: Albergo Centrale* (Tel. +39 0424 898723, € 50)
5. Etappe: Von Tezze sul Brenta nach Carzano
Von Tezze fahre ich westwärts, weiter dem Brenta-Radweg entlang.
Nach 17 km erreiche ich Bassano del Grappa. Die Brücke “Ponte degli Alpini” ist sicherlich das Wahrzeichen Bassanos. Leider ist sie teilweise gesperrt.
Der Radweg verläuft weiterhin auf dem westlichen Ufer und ist auf den zehn Kilometern bis Campolongo sul Brenta nur unvollständig ausgebaut. Im Bereich Primolano sind einige Kilometer des Radweges wegen eines Bergsturzes gesperrt. Leider sieht es so aus, als liege der Bergsturz schon Jahre zurück und hätte sich seitdem nichts getan.
Die Fahrt auf der Strasse ist kein Problem, sie ist nur wenig befahren. Ob die Rückführung auf den Brenta-Radweg ausgeschildert ist, kann ich nicht mehr sagen.
Carzano liegt oberhalb des Tals in wunderschöner Lage. Der Anstieg ist mit Mühen verbunden. Die Wahl der Herberge ist zunächst durch Ängstlich- oder Ratlosigkeit begründet. Ich habe nämlich die Sorge, keine Herberge mehr zu finden. Umso grösser dann die Freude über diesen Glücksgriff:
Übernachtung in Carzano: B&B Le Rose* (Tel.+39 347 8294212, € 35)
Abendessen im B&B: € 40
6. Etappe: Von Carzano nach Rovereto
Nach kurzer Wegstrecke erreiche ich den Lago di Caldonazzo.

In Pergine verfahre ich mich und lande auf der Autobahn.
Weiter gehts durch Pergine auf einer schmalen Provinzstrasse nach Trento. Diese Strasse muss früher sehr wichtig gewesen sein, denn wenige Kilometer hinter Pergine steht eine kleine Festung.
Der Abstieg ins Etschtal ist relativ steil und schlecht ausgeschildert, so dass ich einmal auf der Schnellstrasse lande. (Für die umgekehrte Richtung empfehle ich den Zug bis Pergine zu nehmen.)
Da ich früher als erwartet im Etschtal ankommen, beschliesse ich, heute noch nach Rovereto zu radeln und dort zwei Nächte zu bleiben. Ich möchte an den Gardasee, dem Sehnsuchtsziel aller Deutschen?
Abendessen in Volano, etwas nördlich von Rovereto: Ristorante Pizzeria Alle Palme (Tel. +390464411201, € 31)
1. Übernachtung in Rovereto: Hotel Sant‘Ilario* (Tel. +390464411605, € 65)
2. Übernachtung in Rovereto: B&B Vista Castello* (Tel. +393711925384, € 46)
Tagesausflug zum Gardasee
Ich fahre den Etsch-Radweg flussabwärts bis Mori. Dort verlasse ich das Etschtal, um über den niedrigsten Pass der Alpen (Passo San Giovanni 287 m) nach Torbole zu gelangen.
In Torbole bin ich entsetzt und irritiert. Ich war noch nie auf “Malle”, aber so wie ich Torbole erlebe, stelle ich mir den “Ballermann” vor. Ich bin ratlos, wie es weitergehen soll. Mehr aus Verlegenheit denn aus Überzeugung, fahre ich weiter nach Riva.
Als mögliches Tagesziel denke ich an Limone. In Riva stellte ich dann fest, dass die Uferstrasse nach Limone zahlreiche Tunnels besitzt. Für so etwas reicht meine Nervenstärke nicht, und ich suche nach einer Alternative. Dabei gelange ich auf die Strada del Ponale.

Strada del Ponale
Dieser Weg darf heute nur noch von Wanderern und Radlern genutzt werden, dabei fuhren hier früher sogar Busse. Laut Eigenwerbung, ist die Strada del Ponale einer der schönsten Radwege der Alpen. Ich fahre bis zum Abzweig ins Ledro-Tal, um dann den Rückweg anzutreten. Schliesslich möchte ich im Hellen in Rovereto zurück sein.
Der Weg ist nicht ungefährlich – es sollen schon Radler in den Gardasee gestürzt sein. Auf dem Rückweg werde ich Zeuge eines Unfalls. Ein Radler ist in einem Tunnel gestürzt und kann nicht mehr aufstehen. Das leichte Gefälle der Strecke verführt zu einer schnellen Fahrweise. Da schon andere Radler Hilfe leisten, fahre ich weiter.
Am Sperrgitter kurz vor Riva steht die Bergrettung und bekommt das Gitter nicht auf. Nachdenklich fahre ich weiter. Radeln am Gardasee ist gefährlicher als gedacht.
Mein Merksatz: Wann ist man im Gebirge? Wenn die Bergrettung kommt!
Die vielleicht schönste Anreise von Torbole nach Limone ist mit dem Schiff. Das wird mir aber erst in Riva klar, als es schon zu spät ist, um noch nach Torbole zurückzufahren und das Schiff zu nehmen.
Rechtzeitige Reiseplanung ist eben durch nichts zu ersetzen.
7. Etappe: Von Rovereto nach Verona
Heute ist mein letzter Radeltag. Am Abend geht mein Bus von Verona. Der Etsch-Radweg ist in einem anderen Artikel schon beschrieben, so dass ich nichts weiter dazu schreibe.
Stattdessen möchte ich mich über zwei gastronomischen Erfahrungen auslassen:
25 km nach Rovereto finde ich den Bicigrill „Ruota Libera“.

Hierzu muss man wissen, dass es sich um eine Anlehnung an „Autogrill“ handelt. Autogrill ist ein Unternehmen, das grosse Raststätten an Autobahnen betreibt. Was die Grösse angeht, so kann und braucht sich dieser Bicigrill nicht zu verstecken. Es gibt sogar einen Spielbereich für die Kleinen. Ich nehme lediglich einen Cappuccino, die Backwaren sind leider schon vergriffen.
Reichlich eine Stunde später, erreiche ich Rivalta, ein Stück vom Etsch-Radweg entfernt. Ich finde eine Bar, die sich als Speisegaststätte entpuppt. Eigentlich will ich nur eine Kleinigkeit essen, denn aussen steht „Bar“. Meine Planung war, in Verona zu speisen.
Zu meiner Überraschung bietet man mir ein Nudelgericht und Salat an. In Italien erscheint mir eine solche Kombination als Stilbruch. Ich folge meinem Schamgefühle und bestelle zum Salat Bollito Misto. Als Primo Piatto gibt es Tagliatelle. Im Rückblick eine kluge Entscheidung, denn ich erreiche Verona erst so spät, dass es für ein Abendessen nicht mehr reicht.
Am selben Abend steige ich in den Bus, der mich bis Frankfurt bringt.
Mittagessen in Brentino Belluno: Albergo Ristorante Olivo (Tel +39 045 727 0039, € 25)
Praktische Informationen
Unterkünfte
Hierzu erstelle ich mir Übernachtungslisten mit möglichen Unterkünften entlang meiner Wunschstrecke. Als Quelle bevorzuge ich GoogleMaps. Hier sehe ich dann leicht, wie nahe die Unterkunft an der geplanten Strecke liegt. Eine weitere und gute Quelle sind Touristenbüros.
Booking.com habe ich damals noch nicht genutzt. Man zahlt oftmals mehr als bei direkter Buchung. Dafür entfällt die Sprachbarriere – ein gewichtiger Vorteil. Übernachtungslisten sind mir auch dann wichtig, wenn ich über Booking.com buche. Vor allem dann, wenn ich die Qual der Wahl habe oder nicht die Zeit oder Gelegenheit für eine längere Recherche.
Die Zimmerpreise sind teils mit, teils ohne Frühstück. Auf eine Bewertung habe ich verzichtet. Bis auf das Hotel in Padua, war keine Unterkunft so schlecht, dass ich dort nicht noch einmal hinginge.
Verpflegung
Die Essenspreise gelten für eine Mahlzeit, bestehend aus erstem und zweitem Teller, Wasser und Kaffee, Gedeck („Coperto“). Gelegentlich habe ich auch noch einen Nachtisch genommen.
Auf eine Bewertung der Speiselokale habe ich verzichtet. Es gibt natürlich Unterschiede, aber ausser in Padua würde ich in jedes wieder gehen. Leider konnte ich nicht die Namen aller Lokale rekonstruieren.
An- und Abreise
Ich hatte mich für den Bus entschieden, um auszuprobieren, ob der Bus gegenüber dem Zug Vorteile bietet.
Um es gleich zu sagen: für Warmduscher wie mich, ist der Bus nichts. Die Fahrt dauert mindestens 15 Stunden, es gibt keine Pausen. An den Haltestellen gibt es keine Infrastruktur wie Bänke oder Wartehäuschen, von Toiletten gar nicht zu reden. Aber bitte – die Busse sind voll. Also trifft man den Geschmack der Kundschaft.
Von den Kosten her, ist der Flixbus keineswegs günstiger als die Bahn, anders als es die Werbung suggeriert. Man bekommt aber kurzfristig noch Tickets. Bei der Bahn sind Fahrradplätze teilweise schon Monate vorher ausgebucht.
Fazit
Die Anreise mit dem Bus ist möglich und hat den Vorteil, dass man kurzfristiger buchen kann als bei der Bahn. Die vermeintlich langweilige Po-Ebene empfinde ich keineswegs als langweilig. Auf meiner Strecke sind die heftigsten Anstiege kurz vor Verona. Ich war überrascht, wie viel Rad-Infrastruktur es in Italien gibt.
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Gastautor Gerd Eidmann
Mir gefallen Wandern und Rad fahren. Vor etwa 30 Jahren habe ich einige Jahre in Italien gearbeitet. Dabei habe ich meine Vorliebe zu diesem Land entwickelt. Im Freundeskreis macht man mir manchmal den Vorwurf, ich sähe alles durch die italienische Brille.
Aufs Radeln bin ich erst 2011 gekommen, da war ich bereits 54. 2018 habe ich eine Alpenüberquerung unternommen. Das hat mich ermutigt, auch schwierigere Reisen zu unternehmen.
Meine schwierigste Tour war eine Reise von Albanien nach Thessaloniki. Das war mein erstes Unternehmen, an dem ich gescheitert bin. Dieser Misserfolg war zunächst schmerzhaft. Heute meine ich, wer einen garantierten Erfolg möchte, sollte eine Pauschalreise oder ein Reisepaket buchen.

Vielen Dank, Gerd, für deinen Artikel und die vielen Tipps!
Lieber Gerd,
Du schreibst, dass Du auf die Autobahn gelandet bist. Das scheint in Italien fast schon Stil zu haben. Vor einigen Jahren sind wir von Nauders nach Venedig gefahren. Kurz vor unserer Ankunft in Mestre fuhren, so wir meinten der Beschilderung nach. Plötzlich waren wir auf einem breiten Veloweg(!), sogar noch ein Polizeiauto fuhr an uns drei vorbei. Plötzlich kam eine grosse Tafel die verkündete dann in italienisch, übersetzt: Ende der Autobahn! So fuhren wir in Mestre ein!
Weiterhin viel Spass auf Deinen Fahrradtouren.
Mit fröhlichen Velogrüssen Armin(o)!
Cooler Bericht. Danke Gerd. Was mir sehr gut gefällt ist, daß Du zu den Unterkünften die Telefonnummer angibst. Macht es zum Nachfahren u.U. wesentlich leichter!
Allzeit gute Fahrt und noch ganz viel Spaß auf den kommenden Touren. VG Markus
Danke für das Lob.
Gruß, Gerd