Wie ich dann tatsächlich nach Apulien gereist bin? Mit Fahrrad und Gepäck?
Nachdem die Auswahl an Transport-Möglichkeiten vor mir ausgebreitet sind, überkommen mich die üblichen Entscheidungsschwierigkeiten.
Problemlose Mitnahme im Transbag
Eine Freundin schickt mir diesen Artikel über eine Fahrrad-Reise in Apulien von Walter Aeschimann. Darin steht: “Das Fahrrad kann im Transbag problemlos mitgenommen werden.”
Sicherheitshalber frage ich den Autor per E-Mail nochmals an, wie problemlos das wirklich geht. Umgehend erhalte ich seine Antwort und lasse mich überzeugen, dass auch ich das schaffen könnte. Die vorgegebenen Masse (80 x 110 x 40 cm), die Trenitalia auf der Webseite für den Transportsack vorschreibt, hat er auch nicht eingehalten. Bloss das Vorderrad demontiert, keine Probleme damit. Das klingt akzeptabel.
Danke, Herr Aeschimann, fürs Mutzusprechen!
Also: Transportsack kaufen und vor der Haustür das Eintüten des Fahrrads testen. Ist ja gar nicht so eine Sache. Ich verstehe gar nicht, warum ich das nicht bisher schon so gemacht habe.
So kaufe ich mir also online die Fahrkarte für den Schnellzug von Milano nach Bari. Und gleich noch die erste Übernachtung in einem B&B in Bari.
Ausgebucht
Kurz vor Abfahrt noch schnell die Fahrkarte von Zürich nach Milano plus die Platzreservation für das Fahrrad übers SBB-App lösen.
Noch schnell. Meine ich.
Aber so einfach gehts dann doch nicht. Zu lange gezaudert, nun sind die Fahrradplätze im Zug von Zürich nach Milano ausgebucht. Die Angestellte am Schalter bemüht sich, aber es ist gibt keinen Platz mehr, der rechtzeitig an meinen Anschlusszug in Milano um 12.30 Uhr ankommt.
Tja, mein Reisetag ist der Tag vor Auffahrt. Offenbar haben noch andere Menschen das Bedürfnis, mit dem Fahrrad nach Süden zu fahren.
Da fällt mir ein: Ich habe ja jetzt einen Transportsack. Also nehme ich das Fahrrad als Gepäckstück mit in den Zug Zürich-Milano.
Nein, das geht nicht, liest die Angestellte am Bahnhofsschalter die Regeln vor: der Packsack darf die Masse 80 x 110 x 40 cm nicht überschreiten (die kenne ich jetzt langsam auswändig) und darf auf keinen Fall den Durchgang für Passagiere und Angestellte im Zug behindern. Fluchtwege müssen frei gehalten werden.
Keine eingetüteten Fahrräder. Kein Weg nach Milano.
Oder doch?
Flixbus
Zum Glück gibts ja noch Flixbus. Toll: ein Bus fährt um 7 Uhr morgens in Zürich los und kommt um 10.30 Uhr in Milano an. Dreieinhalb Stunden. Scheint mir knapp berechnet, aber die werden wohl wissen, was sie tun, die Flixbusse. Also, buche ich online eine Fahrkarte und einen Fahrradplatz.
Endlich, alles eingefädelt, hat auch gedauert.
Dann schaue ich, wo der Bus in Milano ankommt. Hm, ganz im Osten. Also, auf der komplett anderen Stadtseite als der Bahnhof Centrale. Bedeutet, dass ich die ganze Stadt mit dem Fahrrad durchqueren werde. Sollte in zwei Stunden zu machen sein. Wenn der Bus pünktlich ankommt.
Dann erst fällt mir eiskalt ein: Am Tag vor Auffahrt hats garantiert Stau am Gotthard. Wie soll das der Bus in dreieinhalb Stunden schaffen?
Und schon ist sie dahin, meine Begeisterung.
Doch noch im Zug
Ein letzter Versuch am Bahnhofsschalter. Vielleicht ist ja ein Fahrradplatz frei geworden? Eine unfassbar engagierte Angestellte findet nach einigem Suchen eine Lösung für mich:
Ich fahre am Vorabend bis nach Thun, wo ich freundlicherweise privat übernachten darf. Am nächsten Tag auf den Zug um 6.25 Uhr nach Brig, und von dort gibts noch einen freien Fahrradplatz bis Milano. Ankunft um 10.30 Uhr, also habe ich zwei Stunden Zeit in Milano bis zur Abfahrt meines Anschlusszuges.
Das ist die Lösung, genau so mach ichs.
Reservierter Fahrradplatz?!
Immer wieder spannend, was einen so in den Fahrrad-Wagen erwartet. In den neueren SBB-Wagen müsste ich das Vorderrad so hoch einhängen, dass es mit dem schweren Gepäck gleich hinten hinaus kippen möchte:
In den alten Zügen wird das Velo gleich am Vorderrad aufgehängt, was ich rein physisch kaum schaffe. So bleibt das Fahrrad halt im Gang stehen. Für die kurze Strecke von Bern nach Thun kein Problem.
Alles geht soweit gut, bis ich das Fahrrad in den reservierten Wagen in Brig einladen will. Der Fahrradplatz ist restlos mit übergrossen Koffern verstellt. Die Schaffner sind auch leicht überfordert. Eine Alternative gibts nicht.
Schliesslich steht das Fahrrad irgendwie im Gang.
Fluchtwege? Haha.
Egal. Fahrrad, Gepäck und ich kommen allesamt heil in Milano an. Alles gut und schönstes Wetter.
Fahrrad eintüten in Milano
Milano bei schönem Wetter? Das ist neu. Ich kenne es grau, bei Nieselregen oder komplett offenen Regen-Schleusen. Fast will mir die Stadt heute gefallen, als ich mich auf eine kleine Runde in die Stadt aufmache, um die zwei Stunden Wartezeit zu überbrücken.
Heute ist mein Glückstag: bereits eine Viertelstunde vor Abfahrt dürfen die Reisenden den Zug betreten. So habe ich genug Zeit für meine Mechaniker-Arbeiten. Routiniert tüte ich das Fahrrad ein.
Und dann geht die Fahrt im “Frecciabianca” los. Sehr entspannt, der Zug ist nicht voll, ich habe Platz, das Fahrrad auch, die Packtaschen ebenso.
So fahre ich gemütlich die ganze Adria hinunter, die ich später wieder hochpedalen werde.
Bari
Und dann, nach 7 Stunden Sitzen, fährt der Zug in Bari ein. Es ist schon dunkel, als ich auf dem Fahrsteig mein Rad aus dem Sack befreie und das Vorderrad montiere. Sehr zum Amüsement der herumstehenden Bahnangestellten.
Die Suche nach dem reservierten B&B “Zuppetta 16” gestaltet sich einfach: kaum habe ich die gesuchte Strasse gefunden, ruft jemand meinen Namen. Die Gastgeber, Giuseppe und Stefania, fangen mich auf der Strasse ein und führen mich zu meinem Zimmer.
Und was für ein Zimmer!
Und dann erst das Frühstück am nächsten Tag! Giuseppe macht den leichtesten Apfelkuchen, den ich je gegessen habe. Ich putze gleich alles weg, was mir Stefania hinstellt, inklusive Nutella-Torte von Giuseppes Mutter.
Schliesslich brauche ich Power fürs Pedalen. Endlich gehts los!
[…] Zugfahrt nach Bari habe ich ja schon ausführlich beschrieben. Am nächsten Morgen darf ich endlich wieder auf den […]
Ja, ja, Fahradverstausack, das kenn ich. Und dann am Bahnhof mit Fahradverstausack, Packtaschen, Schlafsack, Tagesrucksack etc. kurz mal umsteigen. Treppab-Treppauf. Und dann alles in die engen Türen der Fernverkehrszüge wieder irgendwie reinbugsieren. Habe ich mit deinem Schwöschtie auch mehrmals durchgespielt. Damals gab’s noch keine Veloextrawagons aber doch schon Fahradverstausäcke.
Ich bin ein Mann, und ich weiss, dass ein eingepacktes Velo plötzlich doppelt so schwer wiegt, weil man(n)s einfach nicht richtig anpacken kann. Als Frau das alles alleine, alle Achtung!
Ein ganz günstiger Sicherheitstipp, schützt vor bösen Überraschungen. Wenn das Vorderrad demontiert wird unbedingt eine Transportachse in die Gabel klemmen. Ist ein simples Plastikteil, bekommt man für ca. 3 bis 5 Franken. Diese Transportachse wird anstelle des Rades in die Gabel geklemmt. Das schützt die Gabel vor ungewollten Verbiegungen oder Bruch… Sehr empfehlenswert.
Du sagst es, Martin, das Velo macht sich extra schwer, wenns im Sack verstaut ist. Das passt ihm wohl auch nicht, dem Armen. Umsteigen wäre schlicht nicht drin gelegen mit all dem Gepäck.
Zum Glück hat mir der Fahrrad-Händler, der mir den Transportsack verkauft hat, dieses Plastikteil gleich mit verkauft, das ich in die Gabel klemmen sollte. Sonst hätte ich ja keine Ahnung gehabt.
Danke herzlich für deinen Kommentar!
haha….. ein Fluch-Weg…wenn frau mit Velo und Zug am reisen ist…aber gut hast’s gemacht !
Thun-Brig-Milano……und dann das wunderbari Bari-Zimmer mit dem sündigen Frühstück dazu ! Ich freue mich auf mehr…Miss Move !
Sei geherzt aus Winter-Tour…Su
Danke dir herzlich, Su! Das sündige Frühstück hatte mit BoE genau nix zu tun. Höchstens vielleicht die Tonne Butter in der Nutellatorte…
Ich habs überfreudig genossen, und das ist sehr wohl im BoE-Interesse. Oder? Hehe 🙂
Sonne, Meer, Apfelkuchen, Nutellatorte und Reiseabenteuer. Ich war beim Lesen auch kurz bei dir in Italien. Danke für den Bericht, ich freue mich schon auf den nächsten.
Oh, das freut mich, wenn selbst dieser “technische” Bericht schon etwas Italien nach Norden geweht hat!
Danke für deinen Kommentar!
[…] Wie meine Reise nach Apulien schliesslich verläuft, erfährst du in diesem Bericht. […]