Nun hat sichs doch noch gelohnt, zwei volle Monate im Lockdown auf Sizilien auszuharren, ohne Sport, ohne Spaziergänge, eingeschlossen in der Wohnung. Kaum war Sport im Freien wieder erlaubt, bekam ich die Anfrage, ob ich Lust auf einen Ausflug auf den Ätna per E-Bike hätte. Und ob ich Lust hatte!
Untrainiert auf den Ätna per E-Bike
Etna Bike Tours hatte ich zwei Monate zuvor kennengelernt. Grosszügigerweise hatten sie mich und 7 andere Blogger auf eine E-Bike-Tour im Süden Siziliens eingeladen.
Jetzt will mir also Maurizio, der Leiter von Etna Bike Tours, meinen grossen Wunsch erfüllen, mit dem Fahrrad auf den Ätna zu pedalen. Ich fühle mich total geehrt und freue mich. Am Samstag der ersten Woche nach dem Lockdown solls losgehen.
Zwei grosse Zweifel befallen mich:
- Nach 2 Monaten Rumsitzen, praktisch ohne sportliche Betätigung, habe ich mir einen Schwimmring angefressen, und von meiner Kondition ist kaum mehr etwas übrig, zumal ich schon in Winterform in Sizilien angekommen war.
- Ich habe kaum Mountainbike-Erfahrung. Also von Technik weit und breit nichts zu wollen.
Es ist bekannt, dass der Ätna nicht der einfachste Berg ist, den man per Fahrrad erklimmen kann. Darum also bin ich schon leicht in Aufregung.
Wie kommt man auf den Ätna per E-Bike?
Der bekanntere Weg ist über das Rifugio Sapienza von Süden her. Von dort aus geht auch die Seilbahn hinauf auf 2600 Meter, von wo aus manche Trekkings starten.
Wir aber pirschen uns von Norden an.

Vollservice: vor der Haustür abgeholt
Maurizio und Ùna von Etna Bike Tours holen mich am Samstag Morgen pünktlich vor der Haustür ab. Wir fahren zum Sitz von Etna Bike Tours in Milo. Das Dorf liegt auf 720 Metern über Meer, schon ganz nahe am Vulkan.
Wir laden die Fahrräder in den Bus und fahren auf den Parkplatz hoch, wo im Winter die Skilifte anfangen. Kein Mensch weit und breit. Nur wir drei, und im Hintergrund räuchelt der Vulkan.


Aufs Fahrrad!
Maurizio erklärt mir noch ein paar grundlegende Regeln zum Mountainbiken, dann sind wir bereit, es geht los!


Gleich das erste Stück ist etwas ruppig, steil und sandig. Ich muss mich auch wieder an die Stufen des Antriebs gewöhnen, aber sofort machts wieder Spass, mit dieser Unterstützung die Piste hochzupedalen.

Der Ätna ist der höchste aktive Vulkan in Europa (3320 Meter über Meer).
Es gibt immer wieder Ausbrüche. Besonders beeindruckend sind die sichtbaren Lavaströme der Eruptionen von 1992, denen wir bei unserer Fahrt begegnen.



Die E-Bike-Fahrt hoch zum Ätna geht relativ gut, gemessen an meiner stümperhaften Fahrtechnik. Richtig Mühe habe ich aber mit dem vielen Sand. Nur mit grösster Mühe schaffe ich es, an einem steilen Stück anzufahren, weil das Hinterrad im Sand keinen Griff bekommt.
Ùna erklärt mir, dass die Verhältnisse hier immer wieder anders sind. Hätte es am Vortag geregnet, läge weit weniger Sand auf dem Weg und die Auffahrt wäre einfacher.


Pause mit Etna Bike Tours, auf halbem Weg zum Gipfel: Ùna und Maurizio

Sogar noch etwas Schnee liegt hier an diesem warmen Tag anfangs Mai.

Die Luft wird langsam dünn. Wir spüren alle, dass etwas stärkeres Atmen angesagt ist.
Hoch oben durchqueren wir eine wüstenartige Ebene, und dann kommt der letzte kurze Aufstieg.


Am höchsten Punkt: nahe an den Kratern
Wir erreichen den höchsten Punkt, an den man mit dem Fahrrad gelangen darf. Zu den Kratern selber darf nur, wer mit einem Führer unterwegs ist. Maurizio ist zwar ausgebildeter Naturführer, hat aber keine Lizenz, um zum Krater zu gehen.
Zu Fuss erklimmen wir noch einen kleinen Hügel, von wo aus wir beste Sicht auf den Gipfel und ein fast 360 Grad-Panorama auf Sizilien haben.


Aktuell (2020) hat der Ätna vier aktive Krater. Das ändert immer wieder nach einem Ausbruch.

Wohlverdiente Pause an unserem Gipfelziel.



Abfahrt vom Gipfel des Ätna
Dann kommt der anspruchsvollere Teil: die Abfahrt. Sattel tiefer stellen, den Mut zusammennehmen, aufstehen, und los gehts.




Die Abfahrt ist grossartig, erfordert aber meine höchste Konzentration. Ein kleiner, harmloser Sturz zeigt mir dann auch gleich noch, wie scharf die Steine sind. Da fährst du schnell mal eine gröbere Schnittwunde ein.
Und so geht ein grosser Traum in Erfüllung.
Vielen Dank, Maurizio und Ùna, für diesen wundervollen Tag!
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Tolle Bilder, sympathisch geschrieben. Das Foto mit dem «indianischen Rauchzeichen» löst Schmunzeln aus – was der Ätna wohl gerade sagen wollte? 😉
Danke dir, liebe Yvonne! Der Ätna hält für jeden seine ganz eigene Botschaft bereit 🙂